Volltext: Der Sammler 8. Jahrg. 1912 (1912)

— 3 
Ein nettes Büchlein aus 1764 wollen wir 
nicht unerwähnt lassen. Es führt den Titel: 
„Richtschnur der wohlanständigen Sitten oder 
Anleitung zu der bey der ehrbaren Welt üblichen 
Höflichkeit nebst einer Anweisung zu französischen 
und deutschen Komplimenten und einigen Grund 
sätzen sich klüglich in der Welt aufzuführen. 
Straßburg. 
Auch das 19. Jahrhundert bringt manch 
Interessantes ; so einen Band Wallenstein von 
Fr. Schiller. I. Teil Wallensteins Lager, 
11. Pikolomini 1800. Wohl eine der ersten Auf 
lagen. 
Nun zur 3. Abteilung. 
Gebet- und Erbauungs-Bücher. Deren 
gibt es 93. 
Das älteste Gebetbuch stammt aus dem 
Jahre 1587. 
ColoAma de Passione Jesu Christi. Wie 
ein jeder Christen Mensch das allerhl. Leyden 
und Sterben unseres Heyland Herrn Jesu. 
Christi in seinen Hertzen betrachten, Allerley' 
schöne Lehren und heylsamen Trost daraus 
schöpfen und zu einem christlichen Leben und 
heiligen Sterben nützlich gebrauchen soll. Aus 
der hl. Schrift und den alten Vätern mit Fleiß 
zusammengetragen durch Martinum Mollerum, 
Prediger zu Görlitz in Oberlausitz druckts und 
verlegts Johann Rhambau. 
Das interessanteste Büchlein von allen ist 
aber das in Mainz 1647 gedruckte geistliche 
Schild, das im Nachdrucke eine außerordentliche 
Verbreitung fand, da es alle die wundertätigen 
Segen enthielt, die den Menschen zum vermeint 
lichen Schutze dienten. 
Hier der Titel: 
Geistlicher Schild gegen geist und leibliche 
Gefährlichkeiten allzeit bei sich zu tragen, da 
rinnen sehr kräftige Segen und Gebete, so theils 
von Gott.geoffenbaret von der Kirchen und h. 
h. Vätern gemacht und von Urbanus Vlll. 
römsch. Papst approbieret worden. Zum Troste 
aller Christgläubigen sonderlich derer, so zu 
Wasser oder Land reisen, damit sie durch die 
Kraft dieses bei sich tragenden Schildes vor 
vielen Gefahren erhalten werden. Cum 8ie. 
Oed. eens. Trev. c bidum. 
Zahlreiche Gebetbücher sind mit schönen 
Holzschnitten, ältere mit Kupferstichen versehen. 
Soweit hat nunmehr unser Archiv die 
Ausdauer und die sachgemäße Einordnung durch 
Herrn Lehrer Kaiser Gestalt gewonnen, und alle 
weiteren Zuflüsse finden ihren richtigen Platz 
und ihre Beschreibung. Noch harrt aber ein 
gutes Stück Arbeit, die wohl auch mit der Zeit 
ihre Erledigung finden wird. 
Die große Zahl von Bildern und Schriften 
wird ebenfalls in Ordnung gebracht werden, 
womit eine große mühevolle Arbeit beendet sein 
wird. Das Archiv in allen seinen Teilen er 
fordert für sich ein eigenes Zimmer, und es kann 
selbes gegenwärtig nur im Gebäude des heilg. 
Spitales verbleiben. Im Museums-Gebäude ist 
selbes unmöglich unterzubringen. Bei dieser Ge 
legenheit drängt sich überhaupt der Gedanke auf, 
wohin mit all den vielen Sachen. Das Museum 
selbst ist bereits überstellt, man merkt dies bei 
den Aufstellungen im Erdgeschosse, wobei jede 
Einheitlichkeit verloren gegangen ist. 
Die Lösung dieser Frage wird kaum mehr 
lange auf sich warten lassen. Das Archiv muß 
schon außer Hauses untergebracht werden. 
wusealoereinsausllug nach Schloss Neuburg. 
Der Einladung des bayerischen Vereines 
für Volkskunst und Volkskunde in München (Be 
sitzer des Schlosses Neuburg) Folge leistend, 
unternahm der hiesige Musealverein am Don 
nerstag, den 16. August nachmittags eine Wan 
derung nach Neuburg, um das in früherem 
Glanz erstehende Schloß in allen seinen Räumen 
zu besichtigen. Es mochten an 130 Vereins 
mitglieder teilgenommen haben. 
Ein freundlicher Willkomm war den Schär- 
dingern schon weithin sichtbar zuteil, indem von 
dem stattlichen Schlosse die bayerische Fahne 
und das Banner der Münchner Künstler, fünf 
weiße Schilder auf rotem Grunde, wehten. 
Im braunen Marmorsaale fand sich die 
Gesellschaft, die in drei Teilen den Inn über 
setzen mußte, zusammen und begann nach Be 
grüßung und Vorstellung die Besichtigung der 
Räume unter Führung des Präsidenten des 
Vereines Herrn Regierungsrat Dr. G r ö s ch l. 
Die Geschichte des Schlosses und insbesondere 
die Baugeschichte desselben wurden seitens des 
liebenswürdigen Hausherrn in großen Umrissen 
dargetan und lauschten die zahlreichen Anwesen 
den mit sichtlichem Interesse den Ausführungen, 
die ja ein gutes Stück Heimatgeschichte in sich 
schlossen. Jeder der Anwesenden hat bei diesem 
Besuche im Schlosse Neuburg auch kennen ge 
lernt, wie viel mühevolle Arbeit es kostet, um 
aus dem unwirtlichen Trümmerhaufen von ein 
stens einen Bau erstehen zu lassen, der der 
längst vergangenen Pracht und Baukunst ein 
Denkmal sein soll, der aber auch dem Zwecke 
dienen soll, aus diesem Gebäude ein wohnliches 
Heim für erholungsbedürftige bayerische Künstler 
zu schaffen. Daß beides erreicht werden wird, 
darüber besteht heute kein Zweifel mehr, denn 
was bereits geschaffen ist, muß jedermann, der 
Gelegenheit hat, zu sehen, die Zuversicht auf ein 
vollständiges Gelingen einprägen. 
Der Rundgang nahm eineinhalb Stunden 
in Anspruch und teilt? sich die Gesellschaft in 
zwei Gruppen, deren eine der Herr Präsident 
Dr. G r ö s ch l, deren andere die Archivarin 
des Vereines Frau Kronenbitter führte. 
Alle Details, auch die noch im unfertigen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.