Volltext: Der Sammler 8. Jahrg. 1912 (1912)

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In der vom bayerischen Verein für Volks 
kunst und Volkskunde in München heraus 
gegebenen illustrierten Monatsschrift begegnen 
wir bereits einer ansehnlichen Reihe von Natur 
denkmälern, welche bereits unter Schutz gestellt 
wurden oder hiefür beantragt sind. Es handelt 
sich um die Erhaltung besonderer Erdformationen, 
Wasserläufe, Bäume, natürlichen Höhlen usw., 
zu allermeist aber um Bäume und Baum 
gruppen, die dem Landschaftsbilde den Charakter 
geben. Es ist begreiflich und richtig, daß be 
sonders in jenen Landstrichen, die von Mutter 
Natur stiefmütterlich behandelt sind, das lebhaf 
teste Augenmerk auf den Schutz des oft nur 
spärlich vorhandenen Schönen gerichtet ist; und 
daher begegnen wir in manchen der oben 
erwähnten Bilder Schutzmaßnahmen, die nach 
unserer Auffassung wohl nicht so hoch einge 
wertet werden würden. Dafür kommen wir zu 
dem Begriff, welcher Reichhaltigkeit wir uns zu 
erfreuen haben oder, richtiger gesagt, zu erfreuen 
hatten. 
Uebertragen wir das Gesagte auf unsere 
Verhältnisse, so gelangen wir zu folgende Resultate: 
Der Verluste an prächtigen Bäumen, die 
auch die Stadtgeschichte miterlebt hat, ist in den 
letzten Jahren ein außerordentlich beklagens 
werter gewesen. Man denke nur an die 
Bäume, die vor der Kapuzinerkirche ge 
standen, Linden, die aus der Zeit der Erbauung 
der Kapuzinerkirche, 1642, ihren Anfang ge 
nommen haben. Die mächtigen Kastanienbäume 
bei der sogenannten Weberkapelle an der Linzer 
Reichsstratze mußten fallen, und fast gleichzeitig 
ist der schönste Schmuck der Vorstadt, die Bäume 
an der Kapelle daselbst, rücksichtslos umgehauen 
worden. 
Sie alle bildeten einen hervorragenden Be 
stand unserer Naturdenkmäler, und wären, so 
weit sie durch den Eigenwillen des Menschen 
zerstört wurden, des Schutzes wohl wert ge 
wesen. Der noch übrig gebliebene Rest an 
Beachtenswertem ist leicht aufgezählt. Der einzig 
schönen Silberpappeln am Baumgartner - Keller 
erfreuen wir uns noch, ebenso der alten Weiden 
stämme am Schützenwege. Bäume von außer 
gewöhnlichem Alter und Umfange, die noch von 
dem Ausklange der mittelalterlichen Zeiten er 
zählen könnten; ihnen zur Seite die alten 
Akazien im Seilergraben. Letztere haben auch 
eine schöne Nachbarschaft an den familiengleichen 
Stämmen längs des »Hofmannschen Gasthaüses 
und. an den mächtig entwickelten Bäumen im 
Garten des Kongregationshauses. Ab und zu 
steht noch in einem Garten ein mächtiger Baum 
riese mit breit entwickelter Krone, von denen 
aber auch gar mancher schon in Gefahr ge 
kommen ist. 
Wir sehen also, unser Bestand hat schon 
bedeutend gelitten, und der Ruf nach Schutz des 
noch Vorhandenen ist wohl keine eitle Lieb 
haberei, sondern entspringt der Befürchtung 
eventuellen weiteren Verlustes. 
Nun siüd mirsja leider noch nicht soweit 
als dies in unserem freundnachbarlichen Bayer 
lande der Fall ist, aber es werden wohl auch 
in den deutschen Landen Oesterreichs die Zeiten 
kommen, daß der Pflege der Naturdenkmale jene 
Aufmerksamkeit zugewendet wird, die so wün 
schenswert ist, und gewiß auch von der kom 
menden Generation als etwas Gutes und 
Schönes und daher Selbstverständliches be 
trachtet werden wird. 
6m bayrisches -ösierr. (Uörlerbucb! 
Wir glauben keinen Verstoß zu machen, 
wenn wir annehmen, daß die Schriftleituug der 
„Deutschen Gaue" uns die Zustimmung nicht 
versagt, daß wir den ausgezeichneten Apell dieser 
gediegenen Heimatschrift über den in der Auf 
schrift bezeichneten Gegenstand, im Wortlaute in 
unsere Mitteilungen aufnehmen. Wir dienen ja 
dem gleichen Zwecke und können das Wesen der 
Sache nicht annähernd so klar darlegen, als dies 
in dem letzten Monatshefte der „Deutschen Gaue" 
geschieht. 
Nur wollen wir insofern eine kleine Ab 
schweifung uns erlauben, als wir unsere Mit 
glieder, die Heimatssreunde und alle Leser des 
Sammlers freundlich gebeten haben wollen, 
Ihre Mitteilungen an den Musealverein Schärding 
zu richten. 
Im Doppelheft 259 u. 260, schreiben die 
„Deutschen-Gaue" wie folgt: 
Nach längeren Vorberatungen treten die 
bayerische und österreichische Akademie der Wissen 
schaften mit einem Aufruf vor die Oeffentlichkeit: 
Es soll die bayerische Mundart aufge 
nommen werden. Ihr Gebiet ist Ober- und 
Niederbayern, die Oberpfalz, Nieder- und Ober 
österreich, Steiermark, Kärnten, Tirol, Salzburg, 
südliches und südwestliches Böhmen, südliches 
Mähren, Teile West - Ungarns und deutsche 
Sprachinseln. 
Dazu soll in Bayern der Wortschatz der 
kräftigen Mundarten und des Rheinpfälzischen 
gesammelt werden. Das Bayrisch-Schwäbische 
dagegen ist ausgeschlossen, weil es in Hermann 
Fischers schwäbischem Wörterbuch schon behandelt 
wird ; wenigstens soweit, daß damit eine Grund 
lage zum weiteren Ausbau geschaffen ist. 
Fortsetzung folgt. 
Herausgeber: Der Museal-Verein Schärding. — Verantwortlicher Redakteur: Joh. Vees, Schärding. 
Druck I. Vees, Schärding.
	        
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