Volltext: Der Sammler 6. Jahrg. 1910 (1910)

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Kalender vermiesen war, bringen des weiteren 
mannigfache Anregungen, von denen ich besonders 
d i e unterschreiben möchte: Das schmiedeiserne 
Kreuz auf dem Friedhof! Ein stimmungsvolles 
Bildchen mit einem alten Kreuze zeigt uns, wie 
viel schöner das wäre als die uniformierten 
Reihen gußeiserner Kreuze, die man jetzt aufstellt. 
Der Kalender hat noch einen 2. Teil, der 
unseren Kauf- und Geschäftsleuten ganz besonders 
willkommen sein wird : einen ausführlichen Amts- 
JtrtUttfeer des g a n z e n Jnnviertels (Bezirke 
Braunau, Ried und Schärding) und ein Adretz- 
tmd), ebenfalls für das ganze Jnnviertel. 
Es i)t sicher keine geringe Arbeit, die da die 
Herausgeber geleistet haben. Nicht nur dem Aus 
maße nach, sondern auch der Güte, dem 
Werte nach. Es ist ein neues Büchlein ge 
schaffen, das von unserer engsten Heimat erzählt, 
das unsere Liebe zu ihr neu belebt. Wir leben 
nicht wie unsere Stammesbrüder im Norden und 
im Süden der Monarchie in der Gefahr, von 
unserer Scholle vertrieben zu werden, wir brauchen 
unsere Heimat nicht vor den Einfällen eines 
anderen Volkes schützen; um so mehr können wir 
uns im Frieden der Freude an ihr hingeben, 
umso mehr können wir in ihr verwurzeln. Und 
dieses Büchlein, das uns nun ein Jahr lang — 
was wird es uns wohl bringen? — täglich Be 
rater sein wird, ist nicht nur für ein paar Leute 
geschrieben, die viel Geld haben Im Gegenteil, 
die 40 Heller kann ja jeder aufdringen. Und 
einen Kalender brauch! doch jeder, also kaufe er 
diesen besten I Die Herausgeber haben recht: 
ihre Arbeit ist getan, nun liegt« an uns I ffi. 
Unerfüllte (Uünscbe. 
Bald wird die Zeit gekommen sein, in der auch 
der Musealoerein Rechenschaft ablegen muß vor der 
Oeffentlichkeit. Dabei wird sich herausstellen, daß 
in diesem Jahre die Leistungen für das Stadt 
museum hinter dem Vorjahre zurückgeblieben find, 
wie wohl es an Interessantem und zahlreichen 
Spenden nicht gefehlt hat. Was gefehlt hat, sind 
die Mittel, um in gleicher Weise fortarbeiten zu 
können, wie im vergangenen Jahre, denn das Ein 
nahmebudget des Vereines hat sich um die Hälfte 
vermindert, da es bis jetzt nicht möglich war, auch 
für dieses Jahr eine Staatssubvention wie im 
Vorjahre zu erlangen. Zum drittenmal wurde im 
Monate September eine ergänzte Eingabe gemacht, 
ob selbe einen Erfolg haben wird, ist fraglich. 
Wir wollen uns keiner nutzlosen Hoffnung 
hingeben I 
Es ist aber in Ansehung dieses bedauer 
lichen Umstandes nicht unwichtig, darüber in eine 
Erörterung einzugehen, was geschehen wäre, wenn 
die Umstände günstiger gewesen wären. 
Das Zimmer der Gewerbegeschichte der 
Stadt hätte eine ganz andere Einteilung erhalten. 
Längst schon gehörte hierher der Glasaltar, der 
nun seit mehr als Jahresfrist fast verschämt ob 
seines traurigen Zustandes in der Fensternische 
des Bürgerzimmers hinter dem Vorhänge steht, 
wohin er nie gehört hat. Der Platz wurde vor 
läufig dahin angewiesen, da an der Stelle Gewähr 
gegeben ist, daß die Zerstörung nicht noch weitere 
Fortschritte macht. Wie gesagt, der Altar gehört, 
weil er das Meisterstück eines Schärdinger Ge 
sellen ist, in die vorerwähnte Abteilung. 
Die Aufstellung des Altars, der 1.7 Meter 
und 1 Meter breit ist, veranlaßt aber in diesem 
Zimmer eine ganz andere Einteilung. Dazu 
kommt noch, daß im gleichen Raume ein Schau 
kasten notwendig wird, nur für das Gold- und 
Silberschmied-Gewerbe, und daß auch das Hafner 
gewerbe stark in den Vordergrund treten wird. 
Dieses Zusammenschließen der einzelnen Ge- 
werbserzeugnisse ist gewiß das allein Richtige und 
Erstrebenswerte. 
Solange aber in unserem Falle der Glas 
altar nicht restauriert ist, was eine mühevolle und 
kostbillige Arbeit ist, kann die Eingangs erwähnte 
Absicht leider nicht verwirklicht werden. 
Im Laufe des Jahres hatte der Museal 
verein Gelegenheit, mit seinen bescheidenen Mitteln 
zwölf Holzfiguren verschiedener Größe zu erstehen, 
die aus einer aufgelassenen Kapelle stammen und 
zum Verkaufe ins Ausland bestimmt waren. Die 
Figuren sind verschieden groß und ist besonders 
die halblebensgroße Statue der hl. Elisabet Land 
gräfin von Thüringen eine gute Schnitzarbeit. 
Sämtliche Figuren find aber sehr leidend, das 
heißt vielfach beschädig! und bis zur Unkenntlich 
keit beklext. Für die Abteilung „Geschichte der 
Umgebung" wären die wieder hergestellten Figuren 
geradezu eine Bereicherung des an und für sich 
figurenarmen Museums, — es kann aber so nicht 
daran gedacht werden, in absehbarer Zeit diese 
Heiligen zur Aufstellung zu bringen. 
Das Gleiche gilt von den Bildern. Eine 
ganze Reihe interessanter Ansichten in Kupfer, 
Stahlstich und Aquarell find vorhanden, die alle 
Schärding und Umgebung zum Gegenstände 
haben; bis jetzt konnten dieselben nicht aufgestellt 
werden, da deren Adjustierung unterbleiben muß. 
Aehnlich verhält sichs mit den geplanten photo 
graphischen Aufnahmen aus Brunnental im Groß 
format. Die Detailaufnahmen aus der Kirche ge 
nannten Ortes sollen eine Ergänzung der Gewerbe 
geschichte bilden und find dieselben zur Beurteilung 
des Schreiner- und Schlosser-Handwerkes des 
17. Jahrhunderts von ganz besonderem Interesse. 
Auch dazu konnte es der Musealverein nicht 
bringen, daß ab und zu der „Sammler" Abbild 
ungen von hervorragenderen Jnventarstücken des 
Museums oder Illustrationen zu bestimmten Ab 
handlungen erschienen wären. Um Bedeutendes 
würden die Ausführungen in diesem Falle an An-
	        
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