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Kalender vermiesen war, bringen des weiteren
mannigfache Anregungen, von denen ich besonders
d i e unterschreiben möchte: Das schmiedeiserne
Kreuz auf dem Friedhof! Ein stimmungsvolles
Bildchen mit einem alten Kreuze zeigt uns, wie
viel schöner das wäre als die uniformierten
Reihen gußeiserner Kreuze, die man jetzt aufstellt.
Der Kalender hat noch einen 2. Teil, der
unseren Kauf- und Geschäftsleuten ganz besonders
willkommen sein wird : einen ausführlichen Amts-
JtrtUttfeer des g a n z e n Jnnviertels (Bezirke
Braunau, Ried und Schärding) und ein Adretz-
tmd), ebenfalls für das ganze Jnnviertel.
Es i)t sicher keine geringe Arbeit, die da die
Herausgeber geleistet haben. Nicht nur dem Aus
maße nach, sondern auch der Güte, dem
Werte nach. Es ist ein neues Büchlein ge
schaffen, das von unserer engsten Heimat erzählt,
das unsere Liebe zu ihr neu belebt. Wir leben
nicht wie unsere Stammesbrüder im Norden und
im Süden der Monarchie in der Gefahr, von
unserer Scholle vertrieben zu werden, wir brauchen
unsere Heimat nicht vor den Einfällen eines
anderen Volkes schützen; um so mehr können wir
uns im Frieden der Freude an ihr hingeben,
umso mehr können wir in ihr verwurzeln. Und
dieses Büchlein, das uns nun ein Jahr lang —
was wird es uns wohl bringen? — täglich Be
rater sein wird, ist nicht nur für ein paar Leute
geschrieben, die viel Geld haben Im Gegenteil,
die 40 Heller kann ja jeder aufdringen. Und
einen Kalender brauch! doch jeder, also kaufe er
diesen besten I Die Herausgeber haben recht:
ihre Arbeit ist getan, nun liegt« an uns I ffi.
Unerfüllte (Uünscbe.
Bald wird die Zeit gekommen sein, in der auch
der Musealoerein Rechenschaft ablegen muß vor der
Oeffentlichkeit. Dabei wird sich herausstellen, daß
in diesem Jahre die Leistungen für das Stadt
museum hinter dem Vorjahre zurückgeblieben find,
wie wohl es an Interessantem und zahlreichen
Spenden nicht gefehlt hat. Was gefehlt hat, sind
die Mittel, um in gleicher Weise fortarbeiten zu
können, wie im vergangenen Jahre, denn das Ein
nahmebudget des Vereines hat sich um die Hälfte
vermindert, da es bis jetzt nicht möglich war, auch
für dieses Jahr eine Staatssubvention wie im
Vorjahre zu erlangen. Zum drittenmal wurde im
Monate September eine ergänzte Eingabe gemacht,
ob selbe einen Erfolg haben wird, ist fraglich.
Wir wollen uns keiner nutzlosen Hoffnung
hingeben I
Es ist aber in Ansehung dieses bedauer
lichen Umstandes nicht unwichtig, darüber in eine
Erörterung einzugehen, was geschehen wäre, wenn
die Umstände günstiger gewesen wären.
Das Zimmer der Gewerbegeschichte der
Stadt hätte eine ganz andere Einteilung erhalten.
Längst schon gehörte hierher der Glasaltar, der
nun seit mehr als Jahresfrist fast verschämt ob
seines traurigen Zustandes in der Fensternische
des Bürgerzimmers hinter dem Vorhänge steht,
wohin er nie gehört hat. Der Platz wurde vor
läufig dahin angewiesen, da an der Stelle Gewähr
gegeben ist, daß die Zerstörung nicht noch weitere
Fortschritte macht. Wie gesagt, der Altar gehört,
weil er das Meisterstück eines Schärdinger Ge
sellen ist, in die vorerwähnte Abteilung.
Die Aufstellung des Altars, der 1.7 Meter
und 1 Meter breit ist, veranlaßt aber in diesem
Zimmer eine ganz andere Einteilung. Dazu
kommt noch, daß im gleichen Raume ein Schau
kasten notwendig wird, nur für das Gold- und
Silberschmied-Gewerbe, und daß auch das Hafner
gewerbe stark in den Vordergrund treten wird.
Dieses Zusammenschließen der einzelnen Ge-
werbserzeugnisse ist gewiß das allein Richtige und
Erstrebenswerte.
Solange aber in unserem Falle der Glas
altar nicht restauriert ist, was eine mühevolle und
kostbillige Arbeit ist, kann die Eingangs erwähnte
Absicht leider nicht verwirklicht werden.
Im Laufe des Jahres hatte der Museal
verein Gelegenheit, mit seinen bescheidenen Mitteln
zwölf Holzfiguren verschiedener Größe zu erstehen,
die aus einer aufgelassenen Kapelle stammen und
zum Verkaufe ins Ausland bestimmt waren. Die
Figuren sind verschieden groß und ist besonders
die halblebensgroße Statue der hl. Elisabet Land
gräfin von Thüringen eine gute Schnitzarbeit.
Sämtliche Figuren find aber sehr leidend, das
heißt vielfach beschädig! und bis zur Unkenntlich
keit beklext. Für die Abteilung „Geschichte der
Umgebung" wären die wieder hergestellten Figuren
geradezu eine Bereicherung des an und für sich
figurenarmen Museums, — es kann aber so nicht
daran gedacht werden, in absehbarer Zeit diese
Heiligen zur Aufstellung zu bringen.
Das Gleiche gilt von den Bildern. Eine
ganze Reihe interessanter Ansichten in Kupfer,
Stahlstich und Aquarell find vorhanden, die alle
Schärding und Umgebung zum Gegenstände
haben; bis jetzt konnten dieselben nicht aufgestellt
werden, da deren Adjustierung unterbleiben muß.
Aehnlich verhält sichs mit den geplanten photo
graphischen Aufnahmen aus Brunnental im Groß
format. Die Detailaufnahmen aus der Kirche ge
nannten Ortes sollen eine Ergänzung der Gewerbe
geschichte bilden und find dieselben zur Beurteilung
des Schreiner- und Schlosser-Handwerkes des
17. Jahrhunderts von ganz besonderem Interesse.
Auch dazu konnte es der Musealverein nicht
bringen, daß ab und zu der „Sammler" Abbild
ungen von hervorragenderen Jnventarstücken des
Museums oder Illustrationen zu bestimmten Ab
handlungen erschienen wären. Um Bedeutendes
würden die Ausführungen in diesem Falle an An-