Volltext: Polizei-Humoresken [35/36]

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„Mein Sohn? Aber gar keine Spur, Herr Kommissär! 
Mein Bub ist doch gleich am nächsten Tag wieder nach Hause 
gekommen. Der ist frisch und gesund, dem sällt es gar nicht ein, 
ins Wasser zu gehen!“ 
JJa, warum haben Sie das nicht gleich gesagt, weshalb 
sind Sie dann zuerst in zwei Totenkammern gelaufen, um die 
Leiche anzuschauen ?“ polterte der Herr Konzipist 
„Sie haben mir doch nicht gesagt, daß Sie glauben, es 
könnte sich um meinen Büben handeln. Sie haben nur gesagt, 
ich soll in die Totenkammer gehen und die Leiche agnoszieren. 
Da hab' ich mir gedacht, es handelt sich um irgendeinen Be⸗ 
kannten, und bin halt gegangen. Sind Se nicht bös, Herr 
Doktor, aber hören S' auf den Rat einer alten Frau. Es hat 
—— auch bei der Polizei 
nicht. Und in Zukunft sind Sie nicht gar so sparsam mit den 
Wört'in, und fagen Sie lieber genau, was Sie haben wollen, 
das wird Ihnen viel Verdruß und den KLeuten, die mit Ihnen 
zu tun haben, viel Schereveien ersparen!“ 
Der Herr Konzipist hat den wohlgemeinten Rat der alten 
Frau Mereschofski nicht übelgenommen, sondern sich wohl 
gemerkt, und in Hinkunft gab er immer, wenn er etwas zu 
verfügen hatte, ganz präzise Aufträge. Vor einiger Zeit ist er 
als Hofrat in den Ruhestand getreten, und als er Abschied 
nahm von den ihm unterstellt gewesenen Beamten, hat er die 
Gefchichte von der schwierigen Agnoszierung zum besten ge— 
geben, wie er eine Mutter in die Totenkammer gesendet hatte, 
Im dorlt die angeschwemmte Leiche ihres als vermißt ange— 
zeigt gewesenen Sohnes zu erkennen, der aber in Wirklichkeit 
schon längst wieder gesund daheim war.
	        
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