Volltext: Polizei-Humoresken [35/36]

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haften lassen müsse. Dabei bedauerte die junge Fau ihren von 
ihr so zärtlich geliebben und eifersüchtig beobachteten Gatten, 
wie sehr er sich in seinem Beruf plagen mußte, rein als ob er 
der einzig und allein verwendbare Beamte sei, da alle Lasten 
des Dienstes auf ihm ruhten. Einmal war es eine Streifung, 
die ihn bis zum frühen Morgen zurückhielt, dann wieder eine 
wichtige Einvernahme in einer unaufgeklärten Kriminalsache, 
oder eine ganz besonders staatspolizeiliche Dienstleistung, die 
ihm der Präsident anvertraut hatte. Drei, vier Nächte in der 
Woche mußte der Kommissär, wie seine junge Frau Bekannten 
gegenüber klagte, dem Dienste opfern, und wenn er dann schon 
einmal eine Nacht zu Hause zu verbringen hoffte, dann läutete 
plötzlich so gegen 10 Uhr abends die Glocke des Telephon— 
apparats, und der Kommissär wurde dienstlich abberufen, meist 
aus den nichtigsten Anlässen, wie es sich dann ergab, wenn der 
Arme, Vielgeplagte die ganze Nacht mit der Feststellung ver— 
bracht hatte, daß „an dem Falle gar nichts daran sei“. Die 
getäuschte Frau ahnte nicht, daß die Opferung der Nächte mit 
dem Polizeidienste in so gar keiner Verbindung stand, daß die 
häufigen telephonischen Berufungen eine mit den „Brüderln“ 
des Dr. Simandl abgekartete Sache waren, wenn er nachts vom 
Hause fortkommen wollte und um eine Ausrede verlegen war. 
Aber auch dieses Ränkespiel fand einmal sein Ende. Eben 
war der Kommissär zum Nachtmahl heimgekehrt, als wieder 
dais Telephon läutete. „Werd' ich denn wirklich nie Ruhe 
haben ?“ sagte er noch voll Verstellungskunst, denn er wußte 
ganz gut, daß es einer seiner Freunde war, mit welchem er den 
Anruf verabredet hatte. Noch mehr Verstellungskunst zeigte 
er aber bei der Abwicklung des Gespräches, von dem die Frau 
nur Bruchstücke vernahm, wie: „Man glaubt also, daß es ein 
Mord ist, Herr Inspektor!“ Und nach einer Pause sagte er 
dann weiter: „Sehr unangenehm. Da ist wieder die ganze 
Nacht beim Teufel! Also bitte, Herr Inspektor. melden Sie 
dem Vorstand, daß ich hinausfahre. Der Herr Polizeirat soll 
mir eine Anzahl tüchtiger Agenten hinaussenden, ebenso den 
Photographen, und auch das Landesgericht soll verständigt 
werden. Ich bin zwar überzeugt, daß wieder nichts daran ist, 
Aber Dienft ist halt Dienst!“ — „Wie meinen Sie? Die 
Adresse? Ja! Ich habe sie notiert! Stumpergasse Nr. 36! 
Danke! Schluß!“ 
Der Falsche! Wie er nur schimpfen konnte über des 
Dienstes schwere Pflicht. Ein kurzer Abschied noch, denn er 
hatte Eile, und die arme Frau war wieder allein in dieser Nacht 
wie in so vielen vorher. Um 3 Uhr morgens klingelte die 
Glocke des Telephons abermals. Wahrscheinlich mein Mann, 
der mir eine Nachricht zukommen lassen will, dachte die aus
	        
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