Volltext: Rosenkranz und Raufeisen

haben? Kommt cs in Folge dessen nicht gerade am flachen Lande 
sehr häufig vor, daß mit dem Eide sehr leichtsinnig umgegangen 
wird, ja daß Meineide geschworen werden? Wie oft hört man 
eine Predigt über den Eid? Wie oft über das Unsittliche, Herab 
würdigende, Gefährliche des Nansens? Wohl sehr selten. 
Es strafe mich Lügen, wer kann. 
Welch' reiches Feld wären nur allein diese zwei Themas für 
den Landklerus, namentlich bei uns im Jnnviertel, wie segenreich 
könnte hier der so einflußreiche Geistliche wirken, und wie schlecht 
ist dieses Feld bestellt, wie fast verschwindend ist dieses Wirken! 
Ich weiß gewiß, den Herren bliebe keine Zeit Politik zu treiben, 
die nicht auf die Kanzel gehört und über die Liberalen zu schimpfen 
wenn sie dieses brach liegende Feld tüchtig bebauen wollten — 
oder dürften. 
Wäre der Liberalismus wirklich so verabschcuenswerth, wären 
die neuen Schulgesetze wirklich so verwerflich, wie Ihr behauptet, 
nun gut — so gebt den Liberalen nicht stets wieder Gelegenheit, 
darauf hinweisen zu müssen, wie vieles noch faul ist im Staate 
Oesterreich, arbeitet selbst an der Veredlung der Menschheit und 
macht so unser Wirken überflüssig — haltet Euch aber nicht auf, 
wenn wir, während Ihr die Hände in den Schooß legt, das 
thun. was zum großen Theile Eure Aufgabe wäre! 
Redet nicht immer nur von Himmel, Hölle und Fegefeuer, 
von göttlichem Zorn über die Liberalen, von der Bedrängniß des 
Papstes und von gewissen Adressen, — nehmt Euch einmal die 
Mühe, das sittliche Bedürfniß des Volkes zu erforschen, das 
geistige Brod zu schaffen, nach dem es so lange vergebens 
schmachtet, die Quellen der sittlichen Verderbnitz zu finden 
m.d sie zu verstopfen, seid die Lehrer, die Tröster, die Helfer 
des Volkes, die wahren Nachfolger Jesu. — dann zieht jeder 
Liberale tief den Hut vor Euch. 
Ich habe endlich gesagt: Der Mensch muß selbst an seiner 
Veredlung arbeiten, er soll nicht mit dem Schulpack alle Lust 
zirm Lernen und Vorwärtsschreitm von sich werfen.
	        
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