Volltext: Rosenkranz und Raufeisen

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Schulpack nicht auch den Sinn und den Trieb nach Beleh 
rung und Fortschritt von sich wirft, sondern selbst fleißig an 
sich sortarbeitet, besser und gescheiter zu werden strebt. 
Fragen wir nun weiter, was in diesen Beziehungen bis in 
die neuere Zeit geschehen ist, so ist die ehrliche Antwort: Wenig 
oder Nichts! 
Der Volksunterricht lag darnieder, kaum daß die Leute 
nothdürftig lesen und schreiben lernten, mechanisch der Katechismus^ 
ein paar Lesestücke und Addiren ihnen eingedrillt wurde und damit 
war es bei den Meisten aus. 
Dabei mangelte auch jeder Ansporn zum Lernen, — zum 
Lernen, wie es sein soll, um das Gelernte auch zu verstehen, zu 
behalten und im praktischen Leben verwenden zu können. 
Es ist nicht meine Absicht, hier alle Mängel des früheren 
Volksunterrichtes weitläufig zu entwickeln und ich gebe gerne zu, 
daß an einzelnen Schulen, wo tüchtige Lehrer und Geistliche, die 
echte Kinderfreunde waren, wirkten, viel des Guten erzielt wurde,— 
dieß waren aber Ausnahmen, — der Fehler lag eben im ganzen 
Sisteme und darum begrüßen wir das neue Schulgesetz mit Freude, 
weil es im §. 1 nicht blos sagt: „Die Volksschule hat die Aufgabe 
„die Kinder sittlich religiös zu erziehen, deren Geistesthätigkeit 
„zu entwickeln, sie mit den zur weiteren.Ausbildung für das Leben 
„erforderlichen Kenntnissen und Fertigkeiten auszustatten und die 
„Grundlage für Heranbildung tüchtiger Menschen und Mitglieder 
„des Gemeindewesens, zu schaffen" — weil es dieß nicht blos 
sagt, sondern auch geeignet ist, diese schöne Aufgabe zu erfüllen. 
Ich habe gesagt: auch die Einwirkung der Seelsorger 
gehört dazu, die Menschen zu veredeln und daher auch die 
Lust zu Raushändeln auszurotten. 
Fragen wir auch hier, was bisher geschehen ist, und was 
noch geschieht, so lautet die Antwort wieder nicht befriedigend. 
Ich rede, — wie gesagt — hier nicht mehr von der Schule, 
sondern von dem Einflüße des Klerus auf Erwachsene. 
Erfahren es die Gerichte z. B. nicht fast täglich, daß es 
Leute gibt, die vom Eid und seiner Bedeutung keinen Begriff
	        
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