Volltext: Die Linzer Theaterfrage, oder: Kann das obderennsische landschaftliche Theater mit der seit Ostern 1863 verminderten Subvention als Kunstinstitut fortbestehen?

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Monate unsere Billigung finden, da hierbei doch ein Zusammenbleiben 
des Personals möglich wäre, während dem Director durch theilweise 
Einziehung der Gehalte ein nicht unbeträchtliches Ersparniß erwüchse. 
Das Publicum dürfte sich ebenfalls die zweimonatlichen Theaterferien 
gefallen lassen, da die Sommerhitze den Theater-Besuch verleidet und 
die schöne Umgebung von Linz um jene Zeit in die Natur hinauslockt. 
Wie wenig wir übrigens geneigt sind, diesen Vorschlag zu empfeh¬ 
len, wird man aus allem bisher Gesagten leicht entnehmen können; 
denn wir sehen die einzige Rettung des hiesigen Theaters 
in der Wiederverleihung der höheren Subventionssumme, 
wie sie der letzte Director genoß. 
Wer darin ein Armuthszeugniß unserer Theater-Weisheit zu 
erkennen glaubt, die nach langem Hin- und Herreden am Ende auf 
das bittere Zahlen hinauslaufe, dem geben wir zu bedenken, daß wir 
mit ihm nicht den gleichen Begriff vom Theater haben. . Wir wieder¬ 
holen es zu allem Ueberflnsse noch einmal, daß wir überzeugt find, in 
Linz könne auch ohne die geringste Subvention ein Theater existiren 
und vielleicht gar florireu: aber ein solches Theater müßte nach unserem 
Dafürhalten gar bald zu einer Marktbude herabsinken, die durch ihren 
verlockenden Aushängeschild Käufer an sich zieht, um sie anzuführen; 
es würde die Freiheit haben, sich ganz unter die Botmäßigkeit des 
Gewinnstes zu stellen und der Sclave einer unterhaltungssüchtigen 
Menge zu werden, die darinnen so viel an echtem Gute einbüßen kann, 
daß es kein affectirter Patriotismus zu nennen ist, einer solchen Bühne 
die Breter zu unterschneiden. 
Das Theater, das uns vorschwebt, das wir und alle Gebildete 
wollen, um deffentwillen die Feder zu ergreifen wir es der Mühe werth 
halten, ist jenes, dessen herrlichen Beruf der Landesausschuß in die drei 
Functionen eintheilt: „Pflege der Kunst, Bildung und Veredlung des 
Geschmackes, anständige Erheiterung des Pnblicums." Es dürfte nur 
wenige Städte geben, deren durchschnittliche Bevölkerung so gebildet ist, 
daß, wenn einzig und allein ihre Passion und ihr Geschmack Repertoir 
und Darstellung bictirt, dieses Theater nicht hmtstg gegen biefen seinen 
edlen Beruf fünbiget. Soll bie Bühne eine KiinstaNstakt fein, so muß 
der gebilbete Geschmack bie Oberleitung führen, ber nur bei Wenigen 
zu finben ist, unb baher nicht immer Aussicht hat auf volle Häuser.
	        
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