Volltext: Die Linzer Theaterfrage, oder: Kann das obderennsische landschaftliche Theater mit der seit Ostern 1863 verminderten Subvention als Kunstinstitut fortbestehen?

Gewicht sein müssen, um seine im letzten Landtage dargelegten Ansich¬ 
ten über diesen Punkt modificiren zu können. Heißt es ja doch in dem 
oben citirten Berichte auf S. 365, wie folgt: 
„Was die Leistungen betrifft, so fand der Landesausschuß nicht 
angezeigt, dießsalls einen Rückschritt hinter die bisherigen Ansorderungen 
zu machen und insbesondere von der Forderung einer perennirenden 
Oper abzugehen." 
„Es wäre gewiß vom Standpunkte der Kunst zu beklagen, wenn 
der Bestand der Oper in Frage gestellt werden sollte; denn gerade die 
Pflege der Musik ist es, die zuvörderst bildend und veredelnd auf die 
Menschen wirkt, und die daher auch einen sehr gewichtigen Factor jener 
Leistungen bildet, mit welchen eine Unternehmung dem höheren Berufe 
der Bühne gerecht werden soll." 
„Es muß auch beachtet werden, daß nach den Erfahrungen aller 
Orte es weit schwieriger, wenn nicht geradezu unmöglich erscheint, blos 
sür die Wintermonate eine entsprechende Oper zusammenzustellen, da 
gerade die tüchtigsten Mitglieder Jahres-Engagement eingehen, und der 
Unternehmer sich nur mit solchen Individuen begnügen müßte, welche den 
Sommer über keine Beschäftigung fanden." 
Wir stimmen diesen Worten jedenfalls auf das wärmste bei und 
fügen nur noch hinzu, daß die fast fünfmonatliche Pausirung der Oper 
gewiß kein Gewinn für das Sommer-Theater ist, da man der idealsten 
Muse die Flachheit der Operette und den Poltergeist der Posse sub- 
stituiren wird; es fragt sich aber auch, ob sie für das Winter-Theater 
ein Gewinn sei, d. h. ob dadurch für den Unternehmer ein großes 
Erfparniß erzielt werde, das er diesem zulegen könne. Es ist; wie der 
Landesausschuß andeutet, eine Erfahrungssache und auch leicht begreif¬ 
lich, daß tüchtige Gesaugskräste, wenn sie nur für den Winter engagirt 
werden, sich fast doppelt zahlen lassen. Bringt man dazu noch die vie¬ 
len Debüts in Anschlag, durch welche der Director kluger und billiger 
Weise vor jedem Engagement die Einwilligung des Publicums zu er¬ 
fahren sucht, und rechnet man dazu die vielen möglichen Theater- 
Fatalitäten, so ist, wenn sich obiges-Gerücht bestätiget, von nun an 
das Eine gewiß, das Andere zu befürchten, daß in Linz von Ostern 
bis September keine Oper existirt, von September bis Ostern eine 
solche — zu Stande komme. 
Noch eher möchte ein anderes Surrogat der Geld-Subvention, 
nämlich die Schließung des Theaters während zweier heißen Sommer-
	        
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