Volltext: Die Linzer Theaterfrage, oder: Kann das obderennsische landschaftliche Theater mit der seit Ostern 1863 verminderten Subvention als Kunstinstitut fortbestehen?

Man untersuche ferner, welche Bewandtuiß es habe mit der Bil¬ 
dung, die vom Theater ausgeht, und man wird finden, daß dieses nie 
die Ungebildetheit zu cultivireu, sondern nur die ihm bereits entgegen¬ 
gebrachte Bildung zu erhöhen vermag; wir erinnern dabei an Schiller's 
Worte: „Bevor das Publicum für seine Bühne gebildet ist, dürfte 
wohl schwerlich die Bühne ihr Publicum bilden." 
Wir wollen mit allem dem nur sagen, daß das Theater des 
Landesausschusses zunächst und vorzüglich für Gebildete berechnet sei, 
und da diese in der Minorität sind, so folgt daraus, daß sich sein 
Theater nur erhalten kann durch eine bedeutende Unterstützung, die am 
billigsten jenem reichen Mäcen zukommt, der landesheimisch ist und 
somit schon von Hans aus das größte Interesse hat für die Bildung 
der Provinz; das ist aber — die Landesvertretung. 
Es gibt einmal außer dem Kunsttheater kein anderes, dessen Lieb¬ 
haberei dem Gebildeten gezieme und ein Gegenstand öffentlicher Auf¬ 
merksamkeit zu werden verdiene; rtnr als Kunstinstitut durfte das Linzer 
Theater von jeher die Stände interefsiren und ihnen so beträchtliche 
Opfer abverlangen; der edle Zweck konnte den großen Aufwand recht¬ 
fertigen. Sollte dieß auf einmal anders geworden sein; sollte der Geist 
der Zeit so plötzlich umgewandelt sein, daß der allerdings kostspielige 
Schutz eines der edelsten geistigen Interessen in Verlegenheit gerathe, 
sich vor ihm zu vertheidigen; sollte denn wirklich das materielle Leben 
sich so ungestüm zur austheilenden Hand hindrängen, daß diese für die 
Muse nur ein karges Kostgeld übrig habe? Wenn es aber die Tugend 
der Wirthschaft ist, welche die Schaubühne auf niederen Fuß gesetzt 
hat, so ist sie hier vom Uebel, weil sie zu viel für Unterhaltung, 
zu wenig für Bildung hergibt. Deuu das ist das Loos jeder 
Theater-Subvention, daß sie, wenn sie auch an und für sich groß 
wäre, vom dankbarsten gebildeten Publicum ohne Dank hinwegkommt, 
wenn sie nicht so groß ist, daß sie dem Theater die Ausübung seines 
wahren Berufes ermöglicht. 
Es dürste somit unsere Hoffnung keine voreilige und unbegrün- 
dete sein, wenn wir nämlich glauben, der hohe Landtag werde in der 
Theatersache die Hinterlassenschaft der früheren Landesvertretung ganz 
und ungeschmälert antreten; wir hoffen dieß von seiner hohen Einsicht 
in den Geist der Zeit, wir hoffen es von der Landesehre. Die Zeiten
	        
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