Volltext: Feldgrau schafft Dividende

42 
Wir singen und singen. Der Posten draußen steht längst 
still und lauscht. Seine Bajonettspitze bewegt sich nicht 
mehr vor den Fenstern auf und ab. 
„Annemarie,du kriegst ein Kindelein!...“ kommt es von 
unseren Lippen. Da wird die Tür jäh aufgerissen, und mit 
hochrotem Kopf steht wutschnaubend ein französischer 
Unteroffizier in unserer Mitte: 
„Schnauze gehalten, ihr Schweine, das ist ein Lazarett, 
aber kein Cafe-chantant!“ (Tingeltangel.) 
Schreit es, funkelt uns an, Mann für Mann. So, wie ein 
Boxer seinen Gegner anstarrt. Dreht sich um. Knallt die 
Tür zu. 
Wir legen uns nieder. Man kann die zahlreichen Fliegen 
summen hören. Nasen werden hochgezogen. Der „Hoden 
schuß“ neben mir weint vor Heimweh, schluchzt wie ein 
kleines Kind. Die fünfundzwanzig Gefangenen im „Grab 
gewölbe“ haben den Mut zum tröstenden Lied nicht mehr 
gefunden. 
Heimweh und Hunger. 
Täglich kommen verwundete Deutsche an. Erzählen vom 
beginnenden Rückzug der Armee unter dem Oberbefehl von 
Hindenburg. Vorläufig sei es noch ein geordneter, strammer, 
langsamer Rückzug, aber die steten Verstärkungen an allen 
Brennpunkten durch wohlgenährte, frische amerikanische 
Divisionen könne man deutlich spüren. Die Neueintreffen 
den sind mutlos und glauben nicht mehr an die glückliche 
Beendigung des Krieges. Der vielfachen Übermacht ist auf 
die Dauer auch der Tapferste nicht gewachsen. 
Unsere Wunden heilen schnell in dieser gesunden, süd 
lichen Bergluft. Eigentlich ist die Luft zu schön und zu ge 
sund für uns, denn sie verschafft eine Eßlust, die wir mit
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.