Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

eilen schon herbei, um sich zwischen die ). und 2. Armee zu werfen. Es müßte 
gehen! 
Aber wenn nun doch* Es ist möglich, daß die Franzosen schon in dieser 
Stunde zwischen Rluck und Bülow so weit vorgedrungen sind, daß zu einer 
Entlastung durch die anderen Armeen keine Zeit mehr bleibt. Wenn nun oben- 
drein ein Durchbruch durch die 3. Armee erfolgt* Rann er nicht schon im Gange 
sein* Sind dann nicht auch die 4. und 5. Armee, weit nach Süden vorspringend, 
in tödlicher Gefahr* Man muß auch an diesen, den schlimmsten Fall denken. 
Ist aber nicht das Gegenteil wahrscheinlicher* Sind die Franzosen nicht in 
den vorausgegangenen Rämpfen gründlich aufs Haupt geschlagen* Es ist kaum 
zu bezweifeln, daß ein späterer neuer Angriff der deutschen Mitte rasche Erfolge 
bringt. Das müßte alles ändern. 
Als Moltke im Hauptquartier ankommt, hält er sich kaum noch aufrecht. 
Die Mienen seiner Mitarbeiter sind bedrückt. Moltke hält eine kurze Be- 
ratung ab. 
In der gleichen Stunde erläßt er den Befehl, daß auch die 3., 4. und 5. deut- 
sche Armee den Rückzug anzutreten haben. Als neue Front gibt er ihnen die 
Linie Reims—Suippes—St. Menehould an. Das bedeutet für die südlichsten 
Teile dieser Armeen siebenzig Kilometer Rückmarsch. 
Alle drei Armeen trifft der Befehl wie ein Blitz, der nach schon vorüber- 
gezogenem Gewitter spät am Abend als flammender Nachzügler den Himmel 
erleuchtet. 
☆ 
Rückmarsch. 
Die Regimenter sind mitten im Gefecht. Die Schwüle ist entsetzlich. Bei 
Sezanne, bei Fere Champenoise, hinter Vitry le Fran?ois, auf Bar le Due zu. 
Mit harter Erbitterung schreiten die Rämpfe fort. Man hat den Feind in 
den Zähnen. Ieder Schritt kostet Blut. Und dabei diese fürchterliche Schwüle. 
Was ist das* Sie brüllen es einander im Liegen zu. Die Feldartillerie 
schießt nicht mehr. Verschossen* 
Nein! Sie bauen ab! 
Mit bloßem Auge kann man sehen, wie sie die Bespannungen und die 
protzen herbeiziehen. 
Sonderbar. 
Meldereiter von den Brigaden zu den Regimentern und den Bataillons- 
stäben. Sie wollen es nicht glauben. Es ist ganz unmöglich. Etwas stimmt nicht. 
Es sind sofort Nachhuten auszuscheiden. Die Gros sammeln sich einige Rilo- 
meter weiter hinten. Das Tagesziel liegt achttausend Meter zurück. Die X>er- 
wundeten werden in Scheunen zusammengelegt, das notwendigste Sanitäts- 
personal bleibt bei ihnen und begibt sich mit ihnen in Gefangenschaft. 
Es ist Sorge zu tragen, daß jedermann sein Gepäck und seine Patronen 
mitnimmt. Ravallerie unterstützt die Nachhuten. Die Regimentskommandeure 
hasten dafür, daß keine Zeit verloren wird. Die Gruppen, die ausgeschwärmt 
unter pfeifendem Schützenfeuer an den Hängen liegen, sind plötzlich Nachspitze. 
Läufer von den Kompanien schreien es ihnen zu. 
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