Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

'Mas war das; Und die Toten; Und die Verwundeten, die noch vorwärts 
liegen; 
Am Abend bricht die Schwüle des Himmels und der Erde. Hemmungslos 
schüttet Regen herab. Die Dörfer stehen voller Kolonnen. An Unterkunft ist 
nicht zu denken. Die Pferde lassen die Köpfe hängen. Aus den Haaren rieselt 
die Nässe. Die Fahrer hocken regungslos in ihren Mänteln. 
Es regnet zum Erbarmen, die ganze Nacht hindurch. 
Beim ersten Hellwerden Alarm. 
Alles ist durchnäßt und friert. Die Feldküchen sind über Nacht schon weiter 
rückwärts marschiert, damit sie am Tage die Straßen nicht versperren können. 
Es gibt keinen Kaffee. 
Die französische Feldartillerie besteht aus ausgesprochenen Frühaufstehern. 
Vor dem Dorfausgang weiden schon die Lämmer ihrer Schrapnelle. Granaten 
bersten unangenehm. Sie wissen nun, was los ist. 
Schon tacken die Maschinengewehre, das Zirpen der Kugeln hebt an. 
Tote Pferde auf der Rückzugsstraße. Man hat sie mit dem Geschirr von der 
Deichsel geschnitten. An den Straßenrändern liegen noch die Gefallenen vom 
Vormarsch her. Man kann sie nun mit den neuen zusammen beerdigen. 
Die Nachspitze soll einen Volltreffer erhalten haben. Jeder sieht sich um, 
um festzustellen, wer wohl dabei war. 
Kavallerie trabt vorüber. Die Kompanie scheidet eine neue Nachspitze aus. 
Die Feldartillerie hat keine Munition. Die Munitionskolonnen sind nach weiter 
rückwärts bestellt worden. 
XOct einen Schuß bekommt, bleibt bei der Truppe, solange er noch paff 
sagen kann. Die Gesunden nehmen ihn zwischen sich, damit die Offiziere nichts 
merken. Sie merken es wohl, aber sie sagen nichts. Jedermann weiß, was mit 
den Verwundeten geschieht. 
Es hört nicht auf zu regnen. 
Ein Gutes hat der Regen. Man erkennt die Gegend nicht mehr wieder. 
Man merkt nicht, was man alles aufgibt. XOit lang wird es so weiter gehen; 
„Bis zu Muttern", sagt einer und lacht bitter. Es ist schrecklich, daran zu 
denken. Man soll so etwas nicht sagen. 
Die Kompanien sind noch wie ein schwacher Zug. Vielfach werden sie von 
Vizefeldwebeln geführt. Zwei Drittel aller Offiziere sind geblieben. 
Auch am nächsten Tage regnet es. 
☆ 
General von Kluck stellt seine Korps zwischen Soissons und Tompiegne 
zum ersten Male wieder mit dem Gesicht gegen den Feind. Unterdessen ist 
Bülow fast bis auf Reims zurückgegangen. Immer noch klafft jenes Loch, das 
Ursache zu so verhängnisvollen Entschlüssen war. 
Joffre bemerkte das und treibt die Engländer mit seiner 5. Armee zusam- 
men schonungslos gegen die Lücke vor. Schon überschreiten Teile seiner Korps 
die Vesle. Soll sich denn jener trübe Tag wiederholen; Geschah nicht der ganze 
Rückzug nur, um diese Lücke auszumerzen; 
Endlich kommen Helfer aus dem Norden. Die Sieger von Maubeuge sind 
heran. General Zwehl wirft sein VII. Reservekorps südlich Laon, auf den lang¬ 
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