Volltext: Sperrfeuer um Deutschland

leutnant Hentsch hat die Aufgabe, sich über die Lage des rechten deutschen 
Heeresflügels zu unterrichten und die Einheitlichkeit des Vorgehens zwischen 
den einzelnen Armeen sicherzustellen. Obwohl er alles tun sollte, um die Rrise 
des rechten Flügels in günstigem Sinne zu beheben, enthält seine Anweisung 
doch auch die Möglichkeit eines vorübergehenden Zurückweichens. 
Hentsch trifft bei Bülow am Abend des 6. September eine ernste, aber 
dennoch zuversichtliche Auffassung von der Lage. Der Rückzug der 2. Armee 
wird ins Auge gefaßt, falls die Engländer am nächsten Tage zwischen der ). 
und der 2. Armee weiter vordringen sollten. Leider unterläßt man es, sich über 
die vermeintliche ungünstige Lage bei der Armee Rluck Rlarheit zu verschaffen. 
Am Mittag des 9. September ist Hentsch beim A.O.R. ). Er trifft die ). Armee 
mitten im Sieg über Maunoury. Der Generalstabschef sträubt sich gegen den 
Rückzugsgedanken. Da eröffnet ihm Hentsch, daß die 2. Armee zu dieser Stunde 
bereits im vollen Zurückgehen sei. £Tim bleibt auch der ). Armee nichts anderes 
übrig, als den Rückzug anzuordnen. 
Tatsächlich hatte um diese Zeit Bülow, der Vereinbarung mit Hentsch am 
Vorabend entsprechend, den Rückzug seiner Armee hinter die Marne angeord- 
net, nachdem er aus Fliegermeldungen vom Vordringen des Gegners über den 
Fluß und in die Flanke Rlucks Renntnis erhalten hatte. Von dem Siege der 
). Armee über Maunoury und ihrem günstig fortschreitenden Gegenstoß gegen 
die Engländer wußte er nichts. XDieder war jeder Versuch, über die Lage des 
rechten Nachbarn und die Gefahr in der Lücke wirkliche Rlarheit zu erlangen, 
unterblieben. 
Unterdessen wirft sich die 3. Armee unter General von Hausen mit ver- 
stärkter Heftigkeit von ihrem rechten Flügel aus auf die Trennungsstelle zwischen 
der 5. und der 9. französischen Armee bei Sezanne. Auch Bülows linker Flügel 
steht hier — es ist noch vor dem Befehl zum allgemeinen Rückzug der Armee 
— unerschütterlich fest. Schon erlahmt der Druck der 5. französischen Armee 
vor der ganzen Front Bülows. 
Die Lage ist auch hier durchaus hoffnungsvoll. Aber es ist niemand da, der 
entsprechende Befehle gäbe. 
Dann ist Bülow im Rückzüge auf die Marne zwischen Dormans und Eper- 
nay. Rluck weicht gegen die Aisne bei Soissons. Beide Armeeführer glauben 
freilich, daß sie sich nur in einer kurzen, taktisch bedingten Rückwärtsbewegung 
befinden. Sie wollen sich neu organisieren, um den Angriff wieder aufzunehmen. 
Noch ahnen Engländer und Franzosen nicht, wie nahe ihnen der Sieges- 
lorbeer. Erst einen ganzen Tag später bemerken sie den völligen Umschwung 
der Lage vor Paris. VOit ein Märchen breitet es sich über sie aus. Noch ist es 
nicht zu begreifen. Ungläubig tasten sie weiter. Die Deutschen sind fort. 
Paris befreit! Schicksalswende! Ein ungeheurer Sieg an der Marne er- 
rungen! Die Deutschen fliehen auf der ganzen Front, von den Alliierten verfolgt! 
Jauchzend dringt der Jubel über die gesamte aufhorchende TDelt der 
Entente.
	        
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