Volltext: Th. 1 [= A. Geschichte von Schärding], H. 1 (Th. 1, Heft 1, 1887)

Würting, Pöcking, Berg, Jnzing, Karpfheim, Oberweihmörting, Höhenstatt, Sulz- 
bach, Formbach, Neuburg am Inn vorführen?) dagegen dieselben Urkunden über 
die diesseits des Inns befindlichen Ortschaften schweigen, so beweiset dieses noch 
nicht, daß so viele diesseitige Orte nicht auch hinsichtlich ihrer Entstehung in das 
agilnlfingifche und carolingische Zeitalter hinaufreichen. Mit der Zunahme der 
Bodencultur steigerte sich auch die gewerbliche Thätigkeit, die Regsamkeit des 
Handelsverkehres zu Wasser und Land, und Schärding an dem vielbeschifften 
Strome und an dem aus dem Oberlande nach der Ostmark hinabführenden Handels¬ 
wege gelegen, wurde bald zu einem nicht unwichtigen Handels- und Stapel- 
platze für Waaren jeglicher Art, für heimische Produkte nach auswärts, für 
Gegenstände des Luxus nach Innen. 
Mit dem Beginne des 10. Jahrhunderts kamen über das Land Bayern, 
das sich unter dem milden und weisen Walten der Agilnlfinger Herzoge, so wie 
nicht minder der fränkischen Kaiser — Karolinger — zu einer erfreulichen Cultur 
emporgehoben hatte, Zeiten bitterer Drangsale, eine Periode des Gräuels der 
Verwüstungen, wie sie seit der Zeit der Völkerwanderung nicht mehr erlebt worden 
waren. Denn in den Besitz des von den Avaren verlassenen Landes an der unteren 
Donau hatte sich seit 888 ein anderes, wildes, kriegerisches Volk gesetzt, nämlich 
die Ungarn oder Magyaren, die es sich zur Aufgabe setzten, Einfälle, 
Plündernngs- und Vernichtungszüge über die Ens herauf nach Bayern, ja selbst 
bis in das Innere von Deutschland zu machen und alles gründlich zu verheeren. 
Schon im Jahre 900 kamen sie mit unglaublicher Schnelligkeit durch die Ostmark 
herauf, überschritten die Ens und verwüsteten, bis an den Inn streifend, das 
ganze Land in einem Umkreise von 50 Meilen mit Feuer und Schwert; Klöster, 
Kirchen und Dörfer gingen in Rauch auf; Männer und ältere Frauen wurden 
ermordet, jüngere Frauen und Mädchen, mit ihren Haaren aneinander gebunden, 
in die Sklaverei geschleppt. Das Volk, von Verwirrung und Schrecken ergriffen, 
floh in die Wälder und in unzugängliche Gebirge. Diese Ein- und Ueberfälle 
wiederholten die Ungarn, auf ihren flüchtigen Rossen dahineilend, und die Be¬ 
lagerung fester Städte und Schlösser verschmähend, oftmals, besonders nach den für 
die Deutschen unglücklichen Schlachten bei Preßbnrg (907) und bei Regensburg 
(910); dazu kam noch, daß König Ludwig IV. sich entschließen mußte, an die 
Ungarn Tribut zu zahlen, und die Ostmark verloren ging. Diese Einfälle er¬ 
neuerten sich in den Jahren 913, 924, 926, 933, 943, 974; selbst die Siege, 
welche die bayrischen Herzoge Arnulf 913 am Inn bei Schärding und 
Berthold 943 und 944 bei Wels über selbe erfochten hatten, waren erfolglos ge¬ 
blieben; alles offene Land, vom Rab- Flusse bis zum Lech, von der Donau bis 
in das Hochgebirge war von den Einwohnern verlassen, und in eine Wüstenei 
verwandelt. 
l) U. B. I. 440, 41, 45, 46, 48, 49, 68, 84, 625, 778; U. B IT. 4S, 53; Juv. II. 22, 
24, 34; Mon. boic. XXVIII. 6, 9, 15, 19, 21, 24.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.