Würting, Pöcking, Berg, Jnzing, Karpfheim, Oberweihmörting, Höhenstatt, Sulz- bach, Formbach, Neuburg am Inn vorführen?) dagegen dieselben Urkunden über die diesseits des Inns befindlichen Ortschaften schweigen, so beweiset dieses noch nicht, daß so viele diesseitige Orte nicht auch hinsichtlich ihrer Entstehung in das agilnlfingifche und carolingische Zeitalter hinaufreichen. Mit der Zunahme der Bodencultur steigerte sich auch die gewerbliche Thätigkeit, die Regsamkeit des Handelsverkehres zu Wasser und Land, und Schärding an dem vielbeschifften Strome und an dem aus dem Oberlande nach der Ostmark hinabführenden Handels¬ wege gelegen, wurde bald zu einem nicht unwichtigen Handels- und Stapel- platze für Waaren jeglicher Art, für heimische Produkte nach auswärts, für Gegenstände des Luxus nach Innen. Mit dem Beginne des 10. Jahrhunderts kamen über das Land Bayern, das sich unter dem milden und weisen Walten der Agilnlfinger Herzoge, so wie nicht minder der fränkischen Kaiser — Karolinger — zu einer erfreulichen Cultur emporgehoben hatte, Zeiten bitterer Drangsale, eine Periode des Gräuels der Verwüstungen, wie sie seit der Zeit der Völkerwanderung nicht mehr erlebt worden waren. Denn in den Besitz des von den Avaren verlassenen Landes an der unteren Donau hatte sich seit 888 ein anderes, wildes, kriegerisches Volk gesetzt, nämlich die Ungarn oder Magyaren, die es sich zur Aufgabe setzten, Einfälle, Plündernngs- und Vernichtungszüge über die Ens herauf nach Bayern, ja selbst bis in das Innere von Deutschland zu machen und alles gründlich zu verheeren. Schon im Jahre 900 kamen sie mit unglaublicher Schnelligkeit durch die Ostmark herauf, überschritten die Ens und verwüsteten, bis an den Inn streifend, das ganze Land in einem Umkreise von 50 Meilen mit Feuer und Schwert; Klöster, Kirchen und Dörfer gingen in Rauch auf; Männer und ältere Frauen wurden ermordet, jüngere Frauen und Mädchen, mit ihren Haaren aneinander gebunden, in die Sklaverei geschleppt. Das Volk, von Verwirrung und Schrecken ergriffen, floh in die Wälder und in unzugängliche Gebirge. Diese Ein- und Ueberfälle wiederholten die Ungarn, auf ihren flüchtigen Rossen dahineilend, und die Be¬ lagerung fester Städte und Schlösser verschmähend, oftmals, besonders nach den für die Deutschen unglücklichen Schlachten bei Preßbnrg (907) und bei Regensburg (910); dazu kam noch, daß König Ludwig IV. sich entschließen mußte, an die Ungarn Tribut zu zahlen, und die Ostmark verloren ging. Diese Einfälle er¬ neuerten sich in den Jahren 913, 924, 926, 933, 943, 974; selbst die Siege, welche die bayrischen Herzoge Arnulf 913 am Inn bei Schärding und Berthold 943 und 944 bei Wels über selbe erfochten hatten, waren erfolglos ge¬ blieben; alles offene Land, vom Rab- Flusse bis zum Lech, von der Donau bis in das Hochgebirge war von den Einwohnern verlassen, und in eine Wüstenei verwandelt. l) U. B. I. 440, 41, 45, 46, 48, 49, 68, 84, 625, 778; U. B IT. 4S, 53; Juv. II. 22, 24, 34; Mon. boic. XXVIII. 6, 9, 15, 19, 21, 24.