Volltext: Johannes Bünderlin von Linz und seine Stellung zu den Wiedertäufern

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von Cusa, eines Theophrastus Paracelsus von Hohenheim und 
eines Sebastian Frank zugrunde. 
„In Gott ist von allem Anfang an, lehrt dieser, die Materie 
gewesen, wie Gott ist sie ewig und unendlich. Gott wirket das 
Wesen in jedem Ding, in jedem Ding ist Gott, auch in der Sünde." 
Und an einer anderen Stelle : 
„Gott ist an sich ohne Person, Glieder und Willen, etwas 
wird er erst in den Creaturen, erst im Menschen gewinnt er 
Willen und Erkenntnis, das göttliche Element in uns erkennt Gott. 
Die Natur ist etwas Göttliches. Die Natur offenbart dem 
Gottseligen mehr, als dem Gottlosen alle Biblien. 
Gleich wie die Luft alles erfüllt und nirgends nicht ist, oder 
etwas leer lässt und doch in keinem Ort beschlossen werden 
mag, und wie der Sonnenschein den ganzen Erdboden überleuchtet 
und ihn grün und fruchtbar macht, also ist Gott in allem und 
wiederum alles in ihm beschlossen: denn wie er alle Dinge durch 
sein Wort in ein Wesen und Natur hat gestellt und erschaffen, 
also hat er sein Wort, Natur, Wesen und Fäuste erst wieder 
daraus und davongezogen, wie ein Schuhmacher, so er einen 
Schuh ausmacht und liegen lässt, oder wie ein Strauss ein Ei, 
sondern er hat sein Wort in den Dingen gelassen, dass er alles 
regiere, in allem lebe, webe, wachse, dass das Wort, wie es 
aller Dinge Natur und Wesen ist, so ihre Mutter Erzieherin und 
Erhalterin sei, dass Gott nicht eigentlich beschrieben werden 
mag, denn dass er sei aller Wesen Wesen und alles Lebens 
Leben." 
Von demselben vergeistigten Gottesbegriff aus gelangte 
Bünderlin zu eben jener Eeligion, welche alle fortgeschrittensten 
Geister der deutschen Reformation die ihre nannten, zu dem 
Gedanken, dass das Wort Gottes in uns, nicht ausser uns wohne 
und dass wir deshalb auch Gott im Herzen und im Geiste, nicht 
mit Formen und Ceremonien zu dienen haben, dass alle äussere 
Absolution nichts helfe, wenn der Mensch innerlich gebunden 
bleibt und dass nur die Gesinnung den Menschen befreien und 
in das Reich der Liebe einführen müsse.
	        
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