Volltext: Johannes Bünderlin von Linz und seine Stellung zu den Wiedertäufern

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Die äussere Offenbarung, heisst es in der Schrift: „Ein 
gemeyn Berechnung" hat nur den Zweck, uns auf die innere auf¬ 
merksam zu machen. 
Nur das innerliche Wort, nicht das Hören und Wissen des 
äusserlichen macht selig, keine Absolution kann das innere Wort 
ersetzen. 
Gott verdammt niemanden, er will alle Menschen selig 
machen. Die wahre Kirche ist eine Versammlung im heiligen 
Geist, ohne auf bestimmte Menschen beschränkt zu sein. Jeder, 
der die innerliche Frömmigkeit hat, gehört dazu. Die Mitglied¬ 
schaft ist an kein äusseres Zeichen gebunden. Nicht davon hängt 
die Seligkeit ab. Tugend übt das Gute nicht aus Furcht vor 
Strafe, sondern aus Liebe zu Gott. Die das erstere thun, sün¬ 
digen, auch wenn sie äusserlich die besten Werke thun. Die 
Juden übten die Tugend nur aus Furcht vor der Strafe, sie 
haben den inneren Glauben nie gehabt, deshalb hat Gott durch 
äussere Offenbarung sie zur Erkenntnis der Wahrheit geleitet. 
Der Gerechte braucht kein Gesetz, er weiss selbst, was er zu 
thun hat. 
Die Frömmigkeit des Christen im Unterschied von der des 
Juden besteht in der Gesinnung, nicht in der Beobachtung von 
Aeusserlichkeiten, Ceremonien, Vorschriften, Gesetzen. 
Diese Gesinnung besteht darin, dass die Eigenliebe auf¬ 
hört und die Liebe des Nächsten beginnt. 
Das ist die Befreiung durch das Gesetz des Geistes und 
der Freiheit von dem Gesetze der Knechtschaft. 
Nicht darauf kommt es an, sich äusserlich zum Evangelium 
zu bekennen und den Namen eines Christen zu tragen. Die 
Hauptsache des Christen ist die Prüfung seiner selbst. 
Im letzten Theile seiner ersten Schrift spricht sich Bünderlin 
über die Natur Christi und seinem Verhältnis zur Menschheit 
aus: Er fasst Christus als den von Gott gesandten Lehrer der 
Menschheit auf. Die Offenbarung, die Christus brachte, war schon 
in uns, aber verdunkelt, Christus hat uns den Weg gewiesen, sie 
wieder zu finden. Die Nachfolge Christi besteht darin, dass wir
	        
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