Volltext: Das Antlitz von Verdun

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Wälder vor Verdun 
Ms die Heeresberichte im Jahre 1916 von Verdun sprachen, 
tauchten Monat für Monat die Namen von Wäldern auf: 
Raben-Wald, Laillette-Wald, Ehapitre-Wald, Ehenois-Wald, 
Zumin-Wald. Aber nur der Soldat, der in diesen Wäldern 
lag, hatte eine Vorstellung von ihrem Wesen. Einst, bevor 
die Schlacht begann, waren die höhen des Nampfgeländes 
zum großen Teil mit dichten Waldungen bedeckt gewesen; 
sogar kleine Weinberge lagen hie und da an den Südhängen 
der Höhenzüge. Mit dem Tage des Nampfbeginns setzte 
rings um dieses Verdun eine alles umwühlende Zerstörungs¬ 
arbeit der beiderseitigen Artillerien an dieser Landschaft ein. 
Oualm in dichten Schwaden von Abschüssen und Einschlägen 
wälzte sich schwerfällig durch die Stämme oder hing wie 
Nebel in langen vunstzügen über den Wipfeln, vie Land¬ 
schaft starb unter diesen heißen Giftwolken, mit Nrachen und 
Bersten fielen Aste und Bäume. Tag für Tag und Nacht für 
Nacht durch Wochen und Monate holzte der Explosionstod 
in den Wäldern herum, fällte splitternd die Stämme, fegte 
prasselnd die Aste herab und ließ schließlich nur noch die 
stärksten Stangen stehen, so daß die Gerippe der Wälder 
sichtbar wurden. Aber weiter ging die unheimliche Arbeit: 
Oie Stämme wurden entrindet, starben ab, wurden bleich, 
und ihre Bruchstellen zerfaserten. Trichter lag neben Trichter, 
die höhen waren kahl und ohne Gras, Strauch und Baum. 
Nur hie und da ragte noch ein zerfetzter Stamm steil in die 
trostlose Einöde. Und die Namen, die einst Wälder bedeu¬ 
teten, wurden Ortsbezeichnungen der Heeresberichte.
	        
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