32 Wälder vor Verdun Ms die Heeresberichte im Jahre 1916 von Verdun sprachen, tauchten Monat für Monat die Namen von Wäldern auf: Raben-Wald, Laillette-Wald, Ehapitre-Wald, Ehenois-Wald, Zumin-Wald. Aber nur der Soldat, der in diesen Wäldern lag, hatte eine Vorstellung von ihrem Wesen. Einst, bevor die Schlacht begann, waren die höhen des Nampfgeländes zum großen Teil mit dichten Waldungen bedeckt gewesen; sogar kleine Weinberge lagen hie und da an den Südhängen der Höhenzüge. Mit dem Tage des Nampfbeginns setzte rings um dieses Verdun eine alles umwühlende Zerstörungs¬ arbeit der beiderseitigen Artillerien an dieser Landschaft ein. Oualm in dichten Schwaden von Abschüssen und Einschlägen wälzte sich schwerfällig durch die Stämme oder hing wie Nebel in langen vunstzügen über den Wipfeln, vie Land¬ schaft starb unter diesen heißen Giftwolken, mit Nrachen und Bersten fielen Aste und Bäume. Tag für Tag und Nacht für Nacht durch Wochen und Monate holzte der Explosionstod in den Wäldern herum, fällte splitternd die Stämme, fegte prasselnd die Aste herab und ließ schließlich nur noch die stärksten Stangen stehen, so daß die Gerippe der Wälder sichtbar wurden. Aber weiter ging die unheimliche Arbeit: Oie Stämme wurden entrindet, starben ab, wurden bleich, und ihre Bruchstellen zerfaserten. Trichter lag neben Trichter, die höhen waren kahl und ohne Gras, Strauch und Baum. Nur hie und da ragte noch ein zerfetzter Stamm steil in die trostlose Einöde. Und die Namen, die einst Wälder bedeu¬ teten, wurden Ortsbezeichnungen der Heeresberichte.