Volltext: Tannenberg

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gemut am Fenster von Lotel Leimig zeigt, wäh 
rend draußen unter dem Schatten der Bäume seine 
Stabsoffiziere den Inhalt erbeuteter russischer Post 
säcke durchstöbern, werden Bitten und Beschwerden 
vorgebracht. 
Man hört Anklagen gegen diesen oder jenen Mit 
bürger. Dieser und jener soll sich nicht deutsch genug 
betragen haben während des Russeneinfalles, dieser 
und jener sprach zu freundlich mit dem Feind, dieser 
und jener hat sogar die Russen zur Brandstiftung 
am Lause seines Nachbarn oder seines Feindes auf 
gehetzt . . . Drüben im Krankenhaus hantiert ein 
russischer Geistlicher, ein Pope. Dieser Bursche soll 
deutsche Verwundete gequält haben. Er hat sich 
angeblich sehr rabiat benommen während der 
Russenherrschast. Es menschelt überall, es menschelt 
immer und erst recht in solchen Augenblicken höchster 
Erregung, wie sie Kampf und Krieg nun einmal mit 
sich bringen. Menschen mit schwachen Nerven müssen 
da versagen, sie sehen oft Dinge, die nicht sind, und 
hören Worte, die nie gesprochen wurden. General 
v.Fran^ojs strengt sofortige Untersuchungen an und 
siehe, alle Anklagen erweisen sich als unbegründet, 
Ausgeburten des Schreckens, den Neidenburg in 
diesen letzten Tagen mitgemacht hat und noch mit 
machen wird. Noch mitmachen wird? Ist denn nicht 
alles vorbei? 
Nein, für Neidenburg sind die Tage des Schreckens 
und der Angst noch nicht vorüber, denn siehe, aus 
dem Süden naht ein Flieger. Er naht mit stuckern
	        
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