Volltext: Die Kämpfe im Baltikum nach der zweiten Einnahme von Riga

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Konflikt. 
Reichskanzler, Reichswehrminister und die Nationalversammlung mit 
nachstehendem Wortlaut ab: 
„Sämtliche reichsdeutschen Truppen, durch ihre Abgeordneten heute hier 
in Mitau vertreten, haben beschlossen, hier im Lande zu bleiben. Sie 
wollen Erfüllung des Versprechens des Bürgerrechts und der Ansiedlung, 
haben ihre Führer um Unterstützung gebeten und sind bereit, weiter als 
Vorposten die Heimat, besonders Ostpreußen, vor dem Bolschewismus zu 
schützen. 
Sie bitten und erwarten, daß die Regierung von Erwägungen und 
Erörterungen, die unserer Kommission*) in Aussicht gestellt sind, unver¬ 
züglich zur Wahrung unserer Rechte übergeht und durch die Tat beweist, 
' daß ihr die versprochene Seßhaftmachung der Soldaten auf eigener Scholle 
ernst ist. Für die Delegierten-Versammlung 
gez. Engell, Pion." 
Ein Fernspruch desselben Inhalts ging an den Oberpräsidenten Winnig 
mit dem Zusatz: 
„Die Vertreter der Truppen bitten Sie weiterhin, wie früher als Reichs# 
kommifsar, unsere Rechte zu vertreten und unsere Zukunft auf eigener 
Scholle im Baltikum sicherstellen zu helfen." 
Der Entschluß des Grafen von der Goltz. 
Der Führer des VI. Reservekorps war damit vor eine außerordentlich 
schwere Entscheidung gestellt. Die offene Auflehnung der Truppe gegen die 
gegebenen Befehle mit Gewalt zu unterdrücken, fehlten ihm, nachdem auch 
die Freikorps fast sämtlich sich den Forderungen der Eisernen Division an¬ 
geschlossen hatten, die Machtmittel. Ob sein persönlicher Einfluß aus¬ 
gereicht hätte, die Fortsetzung der Räumung zu erzwingen, ist zweifelhaft. 
Graf von der Goltz ließ es auf einen derartigen Versuch nicht ankommen. 
Die Truppe sich selbst überlasten, wie ihm nahegelegt wurde, wollte Graf 
von der Goltz nicht, weil er die schwersten Folgen für die Truppe und für 
das Reich voraussah. Er entschloß sich daher, in Mitau zu bleiben und 
durch persönliche Einwirkung die Truppe wieder zur Disziplin zurück¬ 
zuführen. 
Um die Sache möglichst schnell und schadlos beizulegen, beantragte er, 
der Truppe soweit als möglich entgegenzukommen und möglichst die For¬ 
derungen 1 bis 4 und, soweit als möglich, auch 5 bis 7 zu bewilligen. 
l) Gemeint war die nach Weimar entsandte Siedlerabordnung, die dort von allen 
maßgebenden Persönlichkeiten empfangen worden war. Vgl. Seite 50.
	        
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