Volltext: Die Kämpfe im Baltikum nach der zweiten Einnahme von Riga

Forderungen des Majors Bischoff. 
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2. Dasselbe in den aufzustellenden Polizei-, Sicherheits- und Bürger¬ 
wehren. 
3. Bestehenbleiben der Diviston in ihrer jetzigen Gestalt bis zur end¬ 
gültigen Versorgung ihrer Angehörigen, mindestens aber auf die Dauer von 
drei Monaten, vom 1. Oktober ab gerechnet, mit voller Besoldung und 
Versorgung nach den Reichswehrgebührnissen. 
4. Unterbringung der Diviston in einem geschlossenen Unterbringungs¬ 
raum an der ostpreußisch-litauischen Grenze als Grenzschutz. 
5. Einlösung des Siedlungsversprechens in Deutschland. 
6. Niederschlagung der gegen die Grenzschutztruppen in Gang befind¬ 
lichen Boykottbewegung in den Gewerkschaften und Betrieben und der 
Pressehetze in den linksstehenden Blättern. 
7. Zusicherung vollkommener Straflosigkeit für sämtliche Offiziere, Unter¬ 
offiziere und Mannschaften der Division, die lediglich auf meinen Befehl 
handeln, einen Befehl, für den ich die volle Verantwortung übernehme. 
8. Kontrolle der Ausführung dieser Bedingungen durch Offiziere, Unter¬ 
offiziere und Mannschaften aus den Reihen der Division." 
Der erste Teil dieser Forderungen lehnte sich an einen bei der Eisernen 
Division bekanntgewordenen Bericht des Oberkommandos Nord an. Auf 
die Siedlungsfrage war absichtlich nicht eingegangen. Man rechnete mit 
einem Bruch mit der Reichsregierung und hoffte durch einen solchen die 
Heimat gegenüber der Entente zu entlasten. Die weitere Gestaltung des 
Schicksals der Division hing ohnehin nicht von der Reichsregierung, sondern 
von der Truppe und ihren russischen Verbündeten einerseits und von der 
Entente auf der anderen Seite ab'). 
Im ganzen gesehen war das Schriftstück eine Kriegserklärung an die 
Regierung, die entweder zurückgenommen werden oder zur Trennung 
führen mußte. 
Daß die führenden Männer damals ganz andere, viel weitergehende Pläne 
bewegten, kam bei den dienstlichen Erörterungen kaum zur Sprache, muß 
aber an dieser Stelle zum richtigen Verständnis erwähnt werden: ihnen 
schwebten die Wahrung des deutschen Einflusses im Baltikum und die Offen¬ 
haltung des „Ausfalltores nach dem Osten" vor, womit sie freilich weder 
in der Heimat noch bei der Entente Verständnis finden konnten. 
Neben den dienstlichen Erörterungen her ging eine Aktion der Vertrauens¬ 
leute, die ihrerseits offenbar im Einvernehmen mit ihren unmittelbaren 
Vorgesetzten auf die maßgebenden Stellen in der Heimat einzuwirken 
suchten. In diesem Sinne ging ein Fernspruch an den Reichspräsidenten, 
*) Mitteilung des damaligen Diviflonsführers.
	        
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