Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

Frorrlpropagan-a bei Feind und Freund 
Von Friedrich Feiger, Direktor der Weltkriegsbücherei i. R. 
Ä^ir alle wissen, daß die deutschen Heere im Weltkrieg unbesiegt blieben und daß 
der Novemberzusammenbruch 1918 eine Zolge der unterirdischen Propaganda des 
Auslandes, volksfremder Elemente und der marxistischen Parteien in dem erschöpften, 
uneinig gewordenen Hinterland war. Der Weltkrieg, den das darbende, allmählich 
blutleer gewordene Deutschland ewig ruhmreich gegen 28 Staaten des ganzen 
Erdenrunds führte, wurde nicht auf den Schlachtfeldern, sondern auf dem Gebiets 
der Propaganda entschieden, ferne der Krönt, im Kücken der Millionen deutscher 
Zeldgrauen. Oer Zrontpropaganda, einem interessanten Spezialfall von politischer 
Propaganda, darf dagegen keine sonderliche Bedeutung am Kriegsausgang bei¬ 
gemessen werden. Aber infolge ihrer Verflechtung mit der weltumspannenden 
Propaganda der Zeindseite und weil sie die Probleme der politischen Beeinflus¬ 
sung überhaupt fesselnd beleuchtet, sei die Zrontpropaganda hüben und drüben 
hier eingehender behandelt. 
psychologische Voraussetzungen für die Zrontpropaganda 
Sie war ein Kind des Schützengrabenkrieges. 
Sie ist undenkbar im Bewegungskrieg, der den erregten Gruppen keine Zeit zu 
Reflexionen und zur psychologischen Beeinflussung übrig läßt. Sobald aber die Heere an 
den Krönten sich eingebuddelt hatten und im zermürbenden Stellungskrieg die Tage 
und Monate kamen, wo die Heeresberichte „Nichts Neues" vermeldeten, setzte bei 
den Schützengrabenmenschen der verschiedenen Heere, unter den Keldgrauen, den 
poilus, den Tommgs das Denken und Grübeln über Ursprung, Zweck und Ziel des 
jahrelangen Krieges und die lähmende Ungewißheit über den Ausgang dieses ver¬ 
zweifelten Völkerringens ein. Oer psychologische Moment für die Zrontpropaganda 
war gekommen. 
hilflose Ansängerleistungen 
Oie Anfänge dieser Zrontpropaganda, die man deutscherseits schon im No¬ 
vember 1914, bei anderen Heeren aber etwa von der zweiten Hälfte des Jahres 
1915 ab feststellen kann, waren teilweise rührend hilflos, man versuchte eben ohne 
die nötige Erfahrung echt anfängerhaft den Gegner im gegenüberliegenden Graben¬ 
stück zu beeinflussen. Solche Anfängerleistungen wurden oft kurzerhand improvisiert 
und erhielten dadurch immer wieder einen Beigeschmack unfteiwilliger Komik. Venn 
es ist nicht leicht, auf einen sehr kritisch oder bösartig eingestellten Gegner gefühls¬ 
mäßig Eindruck zu machen, vor allem muß man meisterlich die Sprache des Gegners
	        
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