Volltext: Unteilbar und untrennbar (1,1919)

Die erste Belagerung von Przemysl. 
Die erste Belagerung von Przemysl. 
Przemysl — daß ein Wort so unaussprechlich und doch 
so voll Musik sein kann! Wie der Klang einer mächtigen 
reiugesiimmteu Glocke dröhnt der Name durch den Unwetter- 
lärm des Krieges . .. mortuos plango, fulgura frango! 
Przemysl ist blutgedüngter Boden. Um seinen Besitz 
wurden seit dem 10. Jahrhundert christlicher Zeitrechnung 
wiederholt erbittertste Kämpfe geführt. 1340 kam es 
unter die Herrschaft Kasimirs des Großen und erlebte 
eine Blütezeit. Die Idee, am Sanflusse eine Festung an- 
zulegen, stammt aus dem Jahre 1824. Nach einem Vor-- 
schlag des Erzherzogs Karl 
sollte Jaroslau diese Fest- 
ung werden. Der Plan 
kam nicht zur Ausführung. 
Erst im Jahre 1854, als 
gegen Rußland mobilisiert 
wurde, griff man auf ihn 
zurück, aber nicht Jaroslau 
sondern Przemysl wurde 
dazu bestimmt, ein Voll- 
werk, der Monarchie gegen 
den 'unsicheren nördlichen 
Nachbarn zu werden.. Der 
Major imGeniekorps Franz 
Freiherr von Pidoll zu 
Qnintenbach war es, 
der damals, mit einer 
12 000Köpfe starken Ar¬ 
beits-Kompagnie, binnen 
kürzester Zeit einen Gürtel, 
von 65 befestigten Objekten 
um Przemysl zog. Die 
Pläne zu der ganzen forti- 
sikatorischen Anlage stamm- 
tenvom Feldmarschall Ba- 
ron Heß. Wesentlich unter- 
stützt wurden die Arbeiten 
durch den Hauptmann des 
Geniekorps Daniel Baron 
Salis-Soglio. 
Im Jahre 1870 wurde 
mit dem Ausbau der An- 
lagen zur beständigen Fest- 
ung begonnen. Da die Mittel nicht reich flössen, ging der 
Bau langsam vorwärts. Und ein großer Zug kam erst in 
die Arbeit, als der Oberst des Geniestabes Baron Salis- 
Soglio zum Befestigungsbaudirektor in Przemysl er- 
nannt wurde. Im Januar 1872 fuhr er nach Wien und 
erbat von den maßgebenden Persönlichkeiten spezielle Wei- 
suugen. Komissionen unter dem Vorsitze der Erzherzoge 
Alb recht und Wilhelm traten zusammen, neuerdings 
wurde über die Frage, ob Przemysl oder Jaroslau als be- 
sestigter Punkt an der Sanlinie zu wählen sei, beraten und 
neuerdings für Przemysl entschieden. Es wurde eine eigene 
Kommission zusammengestellt, die in Przemysl zu tagen und 
den allgemeinen Plan des Befestigungswelkes auszuarbeiten 
hatte. Ihren Vorsitz übernahm Erzherzog Wilhelm. 
Unter den eingelangten Bauentwürfen wählte die Kommission 
jenen des Reichsbefestigungsbaudirektors Heinrich Baron 
Schall. Przemysl sollte danach ein doppelter Brückenkopf 
und ein großes verschanztes Lager werden, unter allen 
Umständen aber den Uferwechsel größerer Armeekörper er- 
möglichen und dem Aufmarsch eines Heeres als Stützpunkt 
dienen. 
Mit großer Energie nahm Salis sofort alle für den Bau- 
und Kommunikationsbetrieb notwendigen Arbeiten in Angriff. 
Er verfaßte das Projekt zu dem großartigen Bahnhof und 
zahlreiche Pläne für Fortstypen in permanentem und provi- 
sorischem Stil, Arbeiten, die ihm die belobende Anerkennung 
des Reichskriegsministeriums brachten. Zur Ausführung 
kamen vorerst nur Stra- 
-jp.—jp-, ßenbauten, unter ihnen 
der schöne Promenadeweg 
längs des San, oberhalb 
der großen Brücke, mit 
Bäumen bepflanzt und 
durch eine Ufersicherung 
gegen die Wässer des oft 
hoch anschwellenden San 
geschützt. An die Forti- 
sikation Przemysls im per- 
manenten Stil konnte aber 
vorläufig noch nicht gedacht 
werden; die Kriegsverwal- 
tnng mußte sich damit 
begnügen, eine passagere 
Befestigung herstellen zu 
lassen. 1876 erhielt Baron 
Salis-Soglio, damals 
schon Generalmajor und 
Präsident des Technischen 
und Administrativen Mili- 
tärkomitees, den Auftrag, 
Pläne für diese passagere 
Befestigung Przemysls zu 
entwerfen. Als erster Ge- 
Hilfe wurde ihm der Major 
Graf Geldern zugeteilt. 
Auch Obst. Anton Wer- 
ner, seit 187z als Nach- 
folger Baron Salis^ Be- 
festignngsbaudirektor von 
Przemysl, nahm an der 
Arbeit regen Anteil. Das vorerst zuzustandekommende 
Projekt umfaßte nur Werke der Gürtellinie. 
Die erhöhte Präzision der Geschütze, des Schrapnell- 
und Wurffeuers ließen befürchten, daß die Bedienungs- 
Mannschaft selbst in gut traversierten offenen Geschützständen 
nicht lange werde aushalten können. Alfred Krupp war 
es, der dieser Gefahr durch sinnreiche Eifenpanzerkonstruktionen 
zu begegnen und die schweren Verteidigungsgeschütze zu 
sichern wußte. Er ersann verschiedene Typen von Panze- 
rungen, die in den Panzerturmkonstruktionen schließlich ihre 
vollendetste Form fanden. Als Obst. Anton Werner 1886 
in den Ruhestand trat, erhielt ein Werk der Festung zum 
Andenken an W e r n e r s ersprießliches Wirken seinen Namen 
auf immerwährende Zeiten. Am gleichen Tage wurde GM. 
Friedrich Ritter von Poll in i zum Festungskomman- 
danten ernannt. Jin Jahre 1892 schied Generalgenie- 
inspektor, Feldzeugmeister Daniel Freiherr von Salis- 
FZM Daniel Freiherr von Salis-Soglio.
	        
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