Volltext: Unteilbar und untrennbar (1,1919)

Soglio aus der Aktivität. Ein überaus warm und herzlich 
abgefaßtes Handschreiben des Allerhöchsten Kriegsherrn 
dankte dem verdienten Manne für seine zur „Sicherung 
der Monarchie durch Schaffung bleibender Verteidigung^ 
anlagen" vollbrachten Leistungen und bestimmte, daß ein 
Fort der Festung Przemysl künftig „Fort Salis-Soglio" 
heißen sollte. Die Wahl des Forts wurde Salis--Soglio 
selbst überlassen. Er wählte das Fort der Siedliskagruppe, 
nicht weil es das größte war, sondern weil er dasselbe seinerzeit 
eigenhändig projektiert und gezeichnet hatte. 
Hochverdient um den Ausbau der Festung Przemysl 
mit Panzerungen und Panzerturmkonstrnktionen hat sich 
der verstorbene Feldmarschalleutnant und Sektionschef 
im Reichskriegsministerium Moriz Ritter von Brunner 
gemacht, von 1887 bis 1894 als Geniedirektor in Przemysl 
tätig. Ein Werk der Festung — seine „eiserne Braut" nannte 
sie Ritter von Brunner — führt auch den Namen dieses 
tresslichen, der übernommenen Aufgabe leidenschaftlich er-- 
gebenen Offiziers. Er starb 1904 in Wien. 
Przemysl ist nach Lemberg und Krakau die drittgrößte 
Stadt Galiziens. Seine Einwohnerzahl bei Kriegsbeginn 
betrug ca. 68 000. Mitten durch die Stadt fließt in breitem 
Bett der San, (ein Nebenfluß der Weichsel), von einer 
imponierenden 180 Meter langen Brücke überspannt. Zwei 
altertümliche Domkirchen geben dem Antlitz der Stadt einen 
charakteristischen Zug. Ihre beiden einzigen nennenswerten 
Kunstdenkmäler verherrlichen polnische Nationalhelden und 
zwar Johann S 0 b i e s k i, den Überwinder der Türken und 
Tataren und Adam Mickiewicz, den die Polen ihren 
größten Dichter nennen. Die ganze Stadt, den Ausläufern der 
Karpathen angeschmiegt, macht einen freundlichen Eindruck. 
Viereckig und hell sind ihre Plätze, die Häuser rein und nüchtern, 
die Straßen breit, insbesondere jene, die bis an die äußersten 
Fortsgürtel heranführen. Vom „Tartarenhügel", an dessen 
Abhang Przemysl gelegen ist, kann man die Stadt am besten 
übersehen. Die Garnison nennt diesen Berg „Tartarenhügel", 
weil auf seinem Gipfel ein tatarischer Khan begraben liegt. 
Eine kleine zylindrische Kapelle krönt das Grab und blickt weit 
hinaus über Täler und Hügel. Sie war im Frieden bei den 
manövrierenden Truppen nicht sehr beliebt; man sieht sie 
nämlich aus großer Entfernung, glaubt sich der Stadt nahe 
und muß dann doch noch stundenlang marschieren, um sie 
zu erreichen. * * * 
Nach der 
unserer Streitkräfte in Westgalizien und Przemysl mußte 
mit seiner Einschließung rechnen. 
Als Besatzung dieser Festung blieben nach dem Abmarsch 
unseres Feldheeres gegen den Dunajec und in die Karpathen 
die 23. Honved-Infanterietruppendivision, dann die 9z., 
97., 108. und m. Landsturmbrigade zurück, durchwegs 
Truppen, welche die schweren Kämpfe bei Lemberg mitgemacht 
und ansehnliche Verluste erlitten hatten. 
Am 16. September zeigten sich die ersten Kosakenschwärme 
im Umkreise der Festung; unsere im Vorgelände eingenisteten 
Patrouillen meldeten dem Festungskommandanten FML. 
Kusmanek von Burgneustädten den Anmarsch starker 
Kolonnen auf und beiderseits der Grödeker Straße, es waren 
Truppen der russischen 3.und 8. Armee, deren Vortruppen 
sich in den folgenden Tagen langsam und vorsichtig an den 
San und den Fortsgürtel herantasteten. Erst am 20. über- 
schritt eine kleine Abteilung unterhalb Przemysl in der Gegend 
von Walawa den San, offenbar eine Vorhut stärkerer Kräfte, 
die sich am östlichen Ufer sammelten. Da hiedurch die Ver-- 
bindung mit dem Brückenkopf Jaroslau, dessen Besatzung 
in der folgenden Nacht nach Przemysl abziehen sollte, bedroht 
wurde, sandte das Festungskommando ein Honvödinfanterie- 
regiment mit einer Batterie ab, welches Detachement den 
Feind an den San zurückwarf. 
In den nächsten Tagen verschob sich die russische 8. Armee 
in den Raum Sambor—Ehyrow, wobei sie sich gegen die 
Festung durch Heereskörper, die gegen die Südostfront, 
später auch gegen die Südfront vorgingen, sicherten. Die 
russische 3. Armee legte sich vor die Ostfront und ließ von 
Radymno Truppen gegen die Nordfront vorgehen. Bis 
24. September setzten sich Detachements aller Waffen auch 
westlich der Festung fest, um deren Verbindung mit der 
Außenwelt abzuschneiden. 
Przemysls Besatzung sah dem Vorhaben des Feindes 
keineswegs untätig zu. Die Artillerie des Verteidigers war 
sehr wachsam und benützte jede Blöße, die sich der Angreifer 
gab, sofort zu wirksamer Beschießung. Dadurch kostete den 
Russen schon damals jede Annäherung an die Festung schwere 
Blutopfer und sie sahen sich beim Festsetzen im Vorfeld zu 
größter Vorsicht gezwungen. Die wackere Besatzung war 
überdies äußerst regsam und machte wiederholt Ausfälle 
kleineren und größeren Umfanges. Am 2?. September
	        
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