Die erste Belagerung von Przemysl. Die erste Belagerung von Przemysl. Przemysl — daß ein Wort so unaussprechlich und doch so voll Musik sein kann! Wie der Klang einer mächtigen reiugesiimmteu Glocke dröhnt der Name durch den Unwetter- lärm des Krieges . .. mortuos plango, fulgura frango! Przemysl ist blutgedüngter Boden. Um seinen Besitz wurden seit dem 10. Jahrhundert christlicher Zeitrechnung wiederholt erbittertste Kämpfe geführt. 1340 kam es unter die Herrschaft Kasimirs des Großen und erlebte eine Blütezeit. Die Idee, am Sanflusse eine Festung an- zulegen, stammt aus dem Jahre 1824. Nach einem Vor-- schlag des Erzherzogs Karl sollte Jaroslau diese Fest- ung werden. Der Plan kam nicht zur Ausführung. Erst im Jahre 1854, als gegen Rußland mobilisiert wurde, griff man auf ihn zurück, aber nicht Jaroslau sondern Przemysl wurde dazu bestimmt, ein Voll- werk, der Monarchie gegen den 'unsicheren nördlichen Nachbarn zu werden.. Der Major imGeniekorps Franz Freiherr von Pidoll zu Qnintenbach war es, der damals, mit einer 12 000Köpfe starken Ar¬ beits-Kompagnie, binnen kürzester Zeit einen Gürtel, von 65 befestigten Objekten um Przemysl zog. Die Pläne zu der ganzen forti- sikatorischen Anlage stamm- tenvom Feldmarschall Ba- ron Heß. Wesentlich unter- stützt wurden die Arbeiten durch den Hauptmann des Geniekorps Daniel Baron Salis-Soglio. Im Jahre 1870 wurde mit dem Ausbau der An- lagen zur beständigen Fest- ung begonnen. Da die Mittel nicht reich flössen, ging der Bau langsam vorwärts. Und ein großer Zug kam erst in die Arbeit, als der Oberst des Geniestabes Baron Salis- Soglio zum Befestigungsbaudirektor in Przemysl er- nannt wurde. Im Januar 1872 fuhr er nach Wien und erbat von den maßgebenden Persönlichkeiten spezielle Wei- suugen. Komissionen unter dem Vorsitze der Erzherzoge Alb recht und Wilhelm traten zusammen, neuerdings wurde über die Frage, ob Przemysl oder Jaroslau als be- sestigter Punkt an der Sanlinie zu wählen sei, beraten und neuerdings für Przemysl entschieden. Es wurde eine eigene Kommission zusammengestellt, die in Przemysl zu tagen und den allgemeinen Plan des Befestigungswelkes auszuarbeiten hatte. Ihren Vorsitz übernahm Erzherzog Wilhelm. Unter den eingelangten Bauentwürfen wählte die Kommission jenen des Reichsbefestigungsbaudirektors Heinrich Baron Schall. Przemysl sollte danach ein doppelter Brückenkopf und ein großes verschanztes Lager werden, unter allen Umständen aber den Uferwechsel größerer Armeekörper er- möglichen und dem Aufmarsch eines Heeres als Stützpunkt dienen. Mit großer Energie nahm Salis sofort alle für den Bau- und Kommunikationsbetrieb notwendigen Arbeiten in Angriff. Er verfaßte das Projekt zu dem großartigen Bahnhof und zahlreiche Pläne für Fortstypen in permanentem und provi- sorischem Stil, Arbeiten, die ihm die belobende Anerkennung des Reichskriegsministeriums brachten. Zur Ausführung kamen vorerst nur Stra- -jp.—jp-, ßenbauten, unter ihnen der schöne Promenadeweg längs des San, oberhalb der großen Brücke, mit Bäumen bepflanzt und durch eine Ufersicherung gegen die Wässer des oft hoch anschwellenden San geschützt. An die Forti- sikation Przemysls im per- manenten Stil konnte aber vorläufig noch nicht gedacht werden; die Kriegsverwal- tnng mußte sich damit begnügen, eine passagere Befestigung herstellen zu lassen. 1876 erhielt Baron Salis-Soglio, damals schon Generalmajor und Präsident des Technischen und Administrativen Mili- tärkomitees, den Auftrag, Pläne für diese passagere Befestigung Przemysls zu entwerfen. Als erster Ge- Hilfe wurde ihm der Major Graf Geldern zugeteilt. Auch Obst. Anton Wer- ner, seit 187z als Nach- folger Baron Salis^ Be- festignngsbaudirektor von Przemysl, nahm an der Arbeit regen Anteil. Das vorerst zuzustandekommende Projekt umfaßte nur Werke der Gürtellinie. Die erhöhte Präzision der Geschütze, des Schrapnell- und Wurffeuers ließen befürchten, daß die Bedienungs- Mannschaft selbst in gut traversierten offenen Geschützständen nicht lange werde aushalten können. Alfred Krupp war es, der dieser Gefahr durch sinnreiche Eifenpanzerkonstruktionen zu begegnen und die schweren Verteidigungsgeschütze zu sichern wußte. Er ersann verschiedene Typen von Panze- rungen, die in den Panzerturmkonstruktionen schließlich ihre vollendetste Form fanden. Als Obst. Anton Werner 1886 in den Ruhestand trat, erhielt ein Werk der Festung zum Andenken an W e r n e r s ersprießliches Wirken seinen Namen auf immerwährende Zeiten. Am gleichen Tage wurde GM. Friedrich Ritter von Poll in i zum Festungskomman- danten ernannt. Jin Jahre 1892 schied Generalgenie- inspektor, Feldzeugmeister Daniel Freiherr von Salis- FZM Daniel Freiherr von Salis-Soglio.