Volltext: Unteilbar und untrennbar (1,1919)

Montenegro. 
bestieg der Neffe als Nikola l. den Thron. Km; hernach ver-- 
mahlte er sich mit Milena Vukotic. Er gönnte sich aber keine 
langen Honigmonde; schon 1861 mischte er sich in einen Auf- 
stand der Hercegovzen gegen die Türkei ein, und von da an 
wurde die Streitaxt unter ihnen lange Jahre nicht vergraben. 
Montenegro erging es dabei ab und zu 
schlecht, doch zumeist vermochte es seine 
Berge zu behaupten. Ja es fiel ihm zu 
guter letzt das Glück ohne eigenes Ver-- 
dienst in den Schoß: der Berliner Krongreß 
brachte dem Lande eine Gebietserweiterung 
und in den Häfen Antivari und Dulcigno 
Zutritt zum Meere. All dies war zum 
größten Teile, genauer gesagt fast allein, 
der Klugheit seines Herrschers zu verdan- 
ken, weshalb es hier in seiner Bio-- 
graphie Erwähnung finden mußte. 
Es machte den Eindruck, als ob sich 
Montenegro nach diesem Gewinn, und wo 
ihm jetzt eine Ader vom Meere her neues 
Leben zuführen konnte, gesättigt hätte. Und 
tatsächlich folgten Jahre des Friedens. 
Drum gärte es hin und wieder im Lande 
selbst, und sein Fürst sah sich bewogen, 
ihm 1905 eine Verfassung zu geben. Ver- 
zichtete er damit auf seine Selbstherrlich-- 
keit, so reichte ihm das Land zum Danke dafür 1910 bei 
seinem 50jährigen Regierungsjubiläum die Königskrone. 
Ob nun die Krone und der Titel „Majestät" Nikolas I. Ehr- 
geiz von neuem aufgestachelt hatte, oder es war der Ehrgeizige 
früher nur scheinbar zur Ruhe ge- 
kommen, bleibe dahingestellt; jetzt 
schmiedete er Pläne. Diese hießen 
ihn 1912 dem Balkanbunde beizu¬ 
treten, worauf er der Türkei den 
Krieg erklärte. Dieser Wurf war 
wieder ein gelungener, und König 
Nikola hatte sich, gleichwie früher 
der Fürst Nikola, wieder einmal 
als guter Diplomat bewährt. 
Aber auch als guter Soldat. Wie 
er in allen Kriegen der Führer 
seines Volksheeres war, so führte 
er auch im Balkankriege den Ober-- 
befehl nicht nur dem Namen nach, 
wenn er auch die Führung zeit-- 
weilig anderen Händen anver-- 
traute. Ganz die Zügel aus den 
Händen winden ließ er sich aber, 
sei es in was immer, weder da-- 
mals noch jemals früher, ebenso- 
wenig gab er sie aus eigenem frei. 
Bis zum Weltkriege geriet dies 
Montenegro zum Wohle, denn 
König Nikola, der tapfere Soldat, 
gewiegte Diplomat, empfindsame 
Dichter und geschickte Geschäfts- 
mann, hat die Bedeutung des kleinen Landes weit über die 
Grenzen der eigenen Machtmittel gehoben. Es schien, als 
hätte er sich damit zufrieden gegeben; sein Lebenswerk 
schien gekrönt, und da auch ein König die Last der Jahre 
spürt, sowie die neue Zeit frische Kräfte verlangt, übertrug 
Nikola I., wenn auch schweren Herzens, einen Teil seiner 
Danilo, Kronprinz von Montenegro 
General Vukotic, montenegrinischer Kriegsminister. 
Würden und Bürden seinem Sohne, dem Kronprinzen 
Danilo Alexander, der ihm am 17. Juni 1871 
zu Cetinje geboren war: er ernannte ihn zum Befehlshaber 
des montenegrinischen stehenden Heeres, zu welchem Range er 
sich die Sporen auf den Balkanschlachtfeldern verdient hatte. 
Der Krieg machte ihn dann zum Befehls-- 
haber des gesamten Heeres. 
Das montenegrinische Heer blickt 
erst seit kurzem auf seine Neugeburt 
zurück. Erst vor wenigen Jahren ist sein 
Wehrsystem festgelegt worden — dank 
wieder dem König, der zur rechten Zeit 
erkannte, daß das patriarchalische System 
seiner Wehrmacht den Anforderungen der 
neuzeitigen Kriegführung nicht mehr ge- 
wachsen sei. Er griff also mit starker Hand 
zu, rüstete das Heer mit Hilfe des russischen 
Rubels aus und erzog seine wilden 
Krieger zu geschulten Soldaten. 
In Montenegro hat von jeher jeder 
Rüstige Waffen getragen, sowohl zu eige-- 
nem Schutze wie zu eigener Ehre. Und das 
Landesrecht bestimmte: „Wer sich irgend- 
wie feige erweist, darf nie mehr Waffen 
tragen, muß eine Weiberschürze um- 
binden und wird von Weibern aus dem 
Lande gejagt." Daran hat auch die neue Zeit nicht viel ge- 
ändert, und da der Montenegriner vom Jüngling bis zu 
seinem späten Alter waffenfähig ist, so ist er auch wehrpfiich- 
tig. Die Wehrpflicht währt darum vom begonnenen 
18. bis zum vollendeten 62. Jahre. 
Die ersten 2 Jahrgänge, die 18- 
und 19jährigen, bilden die Re- 
krutenklasse, vom 20. bis ein- 
schließlich 52. Lebensjahre währt 
die Dienstpflicht im aktiven Heere 
und zwar vorerst in seiner 1. dann 
2. Klasse, weiter, bis zur Vollen- 
dung der 45jährigen Dienstpflicht, 
in der Reserve des Heeres. Die 
präsente Dienstzeit beschränkt sich 
jedoch bloß auf 3bis 12 Monate 
in der Rekrutenklasse; die erste und 
zweite Klasse halten nur Waffen- 
Übungen ab, die Reserve hat ledig- 
lich fallweise Kontrollversamm- 
lungen. Tatsächlich aktiv sind nur 
die Stäbe und Jnstruktionsabtei- 
lungen der Infanterie, der Ma- 
fchinengewehrabteilungen und der 
Artillerie, sowie eine Telegraphen- 
instruktionsabteilung. Die Leib- 
wache des Königs, die Perjanici, 
eine Kompagnie stark, dient mit 
einmonatlicher Ablösung. 
Das Heer bildet vier, nach ihrem 
Standorte benannte Truppendivi¬ 
sionen: die Eetinjedivision mit der Katunska-, Rijecko 
Ljesanska- und Grmnicko Primorska-Brigade, die Podgorica- 
division mit der Zetska-, Spnzka- und Brdska-Brigade, die 
Niksiödiviston mit dexNiksicka-, Vucedolska- und Durmitorska- 
Brigade, die Kolasindiviston mit der Moracka Rovacka- und 
der Vasojevicka-Brigade. Die Stärke der Brigaden ist ver¬
	        
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