Volltext: Unteilbar und untrennbar (1,1919)

und einem Leinenbrotsack, den vielfach der den Vorzug ge- 
nießende landesübliche Bauernsack vertritt. An technischer Aus-- 
rüstung hat jede Kompagnie einiges Erdwerkzeug und Beil- 
picken, die Pionierzüge Schanzwerkzeuge, die Telegraphen- 
sektionen nebst Telegraphenmaterial noch Heliographen und 
optische Nachtsignalapparate. 
Bei der Modernisierung des Heeres bekam es durch Ruß- 
lands Fürsorge auch eine der Neuzeit Rechnung tragende 
Uniform. Sie ist von graugrüner Farbe und für alle 
Waffengattungen einheitlich, so daß sich diese, und zwar eigent- 
lieh nur bei Offizieren und Unteroffizieren, bloß durch Passe- 
poils an den Achselklappen und -stücken und das Kappen- 
emblem von einander unterscheiden. Für Offiziere, das sind: 
der Brigadir (General, Divisions- und Brigadekommandant), 
der Kommandir (Bataillonskommandant), dann die Chargen 
des Hauptmanns, Oberleutnants und Leutnants, ist als Feld- 
uniform vorgeschrieben eine Mannschaftsmütze mit dem der 
Charge zukommenden Emblem und eine Bluse mit Achsel- 
stücken, deren Goldborte je nach der Charge verschieden und 
mit Distinktionssternen versehen ist. Weiters sind Stiefelhosen 
eingeführt, für den Brigadir mit einer Goldborte, für alle 
anderen Offiziere mit einem färbigen Passepoil. Die Art der 
Fußbekleidung bleibt eigenem Ermessen überlassen. Daher 
wechseln Röhrenstiefel, Halbstiefel, Schnürschuhe, Tuch- und 
Ledergamaschen, dann die landesüblichen, ungemein praktischen 
Opanke» kunterbunt durcheinander ab. Unteroffiziere, das 
sind der Zugsführer und der Korporal, sowie Mannschaften 
sind mit einer schirmlosen, runden Kappe, welche beim Unter¬ 
offizier ein Emblem ziert, mit einer Hemdbluse, deren Achsel- 
klappen beim Unteroffizier Passepoils einfassen, einer Kniehose 
mit Wadenbinden, einem Radmantel mit Kapuze und mit 
Schnürschuhen oder Opanken bekleidet. Truppen zweiter Klasse 
und der Reserve tragen, Offizier und Mann, die Landestracht, 
womöglich mit einem Merkzeichen des Soldaten. 
Die V e r p f l e g u n g des Heeres erfolgt, wie aus dem 
früher Gesagten hervorgeht, mehr oder minder aus der Hand 
in den Mund. Einige nachgetriebene Hammelherden sorgen 
dafür, daß der Mann hin und wieder sogar einen Leckerbissen 
erhält. 
Nach allem ist ersichtlich, daß Montenegro auf sein Heer 
viel Sorge aufgewandt hat, um es den übrigen europäischen 
Heeren gleichzumachen. Die Pflege des kriegerischen Geistes, der 
den Wert des Heeres ausmacht, mußte es aber seinen 
größeren Nachbarn nicht erst ablernen. Seit Jahrhunderten 
stets im Kampfe mit dem östlichen Nachbar, sind dem Montene- 
griner die Kriegstugenden in Fleisch und Blut übergegangen. 
Andere gute Tugenden sind ihrem Wesen ebenfalls nicht fremd. 
Sie sind eben, wenn auch „Serben" dem Blute und der Reli- 
gion nach, in Kern und Hülle ein anderer Menschenschlag als 
die Serben des Königreiches. Schon daß sie ehrlich^und der 
Lüge abhold sind, unterscheidet sie vorteilhaft von ihren Stam- 
mesbrüdern. Sie sind viel zu stolz, um sich zu verstellen und 
sind zu ehrfühlend, um zu betrügen. Ernst angelegt, wie ihre 
dräuenden Berge ernst auf sie herabblicken, können sie auch 
wild werden, gerade so wie ihre Steinwildnis mit ihrem Ge- 
schicke oft kein Erbarmen hat; sie werden sogar grausam, 
Montenegro.
	        
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