Montenegro. bestieg der Neffe als Nikola l. den Thron. Km; hernach ver-- mahlte er sich mit Milena Vukotic. Er gönnte sich aber keine langen Honigmonde; schon 1861 mischte er sich in einen Auf- stand der Hercegovzen gegen die Türkei ein, und von da an wurde die Streitaxt unter ihnen lange Jahre nicht vergraben. Montenegro erging es dabei ab und zu schlecht, doch zumeist vermochte es seine Berge zu behaupten. Ja es fiel ihm zu guter letzt das Glück ohne eigenes Ver-- dienst in den Schoß: der Berliner Krongreß brachte dem Lande eine Gebietserweiterung und in den Häfen Antivari und Dulcigno Zutritt zum Meere. All dies war zum größten Teile, genauer gesagt fast allein, der Klugheit seines Herrschers zu verdan- ken, weshalb es hier in seiner Bio-- graphie Erwähnung finden mußte. Es machte den Eindruck, als ob sich Montenegro nach diesem Gewinn, und wo ihm jetzt eine Ader vom Meere her neues Leben zuführen konnte, gesättigt hätte. Und tatsächlich folgten Jahre des Friedens. Drum gärte es hin und wieder im Lande selbst, und sein Fürst sah sich bewogen, ihm 1905 eine Verfassung zu geben. Ver- zichtete er damit auf seine Selbstherrlich-- keit, so reichte ihm das Land zum Danke dafür 1910 bei seinem 50jährigen Regierungsjubiläum die Königskrone. Ob nun die Krone und der Titel „Majestät" Nikolas I. Ehr- geiz von neuem aufgestachelt hatte, oder es war der Ehrgeizige früher nur scheinbar zur Ruhe ge- kommen, bleibe dahingestellt; jetzt schmiedete er Pläne. Diese hießen ihn 1912 dem Balkanbunde beizu¬ treten, worauf er der Türkei den Krieg erklärte. Dieser Wurf war wieder ein gelungener, und König Nikola hatte sich, gleichwie früher der Fürst Nikola, wieder einmal als guter Diplomat bewährt. Aber auch als guter Soldat. Wie er in allen Kriegen der Führer seines Volksheeres war, so führte er auch im Balkankriege den Ober-- befehl nicht nur dem Namen nach, wenn er auch die Führung zeit-- weilig anderen Händen anver-- traute. Ganz die Zügel aus den Händen winden ließ er sich aber, sei es in was immer, weder da-- mals noch jemals früher, ebenso- wenig gab er sie aus eigenem frei. Bis zum Weltkriege geriet dies Montenegro zum Wohle, denn König Nikola, der tapfere Soldat, gewiegte Diplomat, empfindsame Dichter und geschickte Geschäfts- mann, hat die Bedeutung des kleinen Landes weit über die Grenzen der eigenen Machtmittel gehoben. Es schien, als hätte er sich damit zufrieden gegeben; sein Lebenswerk schien gekrönt, und da auch ein König die Last der Jahre spürt, sowie die neue Zeit frische Kräfte verlangt, übertrug Nikola I., wenn auch schweren Herzens, einen Teil seiner Danilo, Kronprinz von Montenegro General Vukotic, montenegrinischer Kriegsminister. Würden und Bürden seinem Sohne, dem Kronprinzen Danilo Alexander, der ihm am 17. Juni 1871 zu Cetinje geboren war: er ernannte ihn zum Befehlshaber des montenegrinischen stehenden Heeres, zu welchem Range er sich die Sporen auf den Balkanschlachtfeldern verdient hatte. Der Krieg machte ihn dann zum Befehls-- haber des gesamten Heeres. Das montenegrinische Heer blickt erst seit kurzem auf seine Neugeburt zurück. Erst vor wenigen Jahren ist sein Wehrsystem festgelegt worden — dank wieder dem König, der zur rechten Zeit erkannte, daß das patriarchalische System seiner Wehrmacht den Anforderungen der neuzeitigen Kriegführung nicht mehr ge- wachsen sei. Er griff also mit starker Hand zu, rüstete das Heer mit Hilfe des russischen Rubels aus und erzog seine wilden Krieger zu geschulten Soldaten. In Montenegro hat von jeher jeder Rüstige Waffen getragen, sowohl zu eige-- nem Schutze wie zu eigener Ehre. Und das Landesrecht bestimmte: „Wer sich irgend- wie feige erweist, darf nie mehr Waffen tragen, muß eine Weiberschürze um- binden und wird von Weibern aus dem Lande gejagt." Daran hat auch die neue Zeit nicht viel ge- ändert, und da der Montenegriner vom Jüngling bis zu seinem späten Alter waffenfähig ist, so ist er auch wehrpfiich- tig. Die Wehrpflicht währt darum vom begonnenen 18. bis zum vollendeten 62. Jahre. Die ersten 2 Jahrgänge, die 18- und 19jährigen, bilden die Re- krutenklasse, vom 20. bis ein- schließlich 52. Lebensjahre währt die Dienstpflicht im aktiven Heere und zwar vorerst in seiner 1. dann 2. Klasse, weiter, bis zur Vollen- dung der 45jährigen Dienstpflicht, in der Reserve des Heeres. Die präsente Dienstzeit beschränkt sich jedoch bloß auf 3bis 12 Monate in der Rekrutenklasse; die erste und zweite Klasse halten nur Waffen- Übungen ab, die Reserve hat ledig- lich fallweise Kontrollversamm- lungen. Tatsächlich aktiv sind nur die Stäbe und Jnstruktionsabtei- lungen der Infanterie, der Ma- fchinengewehrabteilungen und der Artillerie, sowie eine Telegraphen- instruktionsabteilung. Die Leib- wache des Königs, die Perjanici, eine Kompagnie stark, dient mit einmonatlicher Ablösung. Das Heer bildet vier, nach ihrem Standorte benannte Truppendivi¬ sionen: die Eetinjedivision mit der Katunska-, Rijecko Ljesanska- und Grmnicko Primorska-Brigade, die Podgorica- division mit der Zetska-, Spnzka- und Brdska-Brigade, die Niksiödiviston mit dexNiksicka-, Vucedolska- und Durmitorska- Brigade, die Kolasindiviston mit der Moracka Rovacka- und der Vasojevicka-Brigade. Die Stärke der Brigaden ist ver¬