Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

132 Feldzug gegen Rußland. 
Njemen ober-- und unterhalb Grodno vertrieben. — Die nischen Festungen gefallen; die Weichsel-, Narew-, Bobr- 
Beute belief sich auf 6 schwere Geschütze; 2700 Gefangene und Njemenlinien befanden sich im unbestrittenen Besitz 
konnten abgeführt werden. Im übrigen hatten es die der Verbündeten. Teilweise waren die befestigten Waffen- 
Russen vermocht, die Masse der Festungsartillerie in Sicher- platze im Sturme genommen, teilweise von den Russen 
heit zu bringen. freiwillig geräumt worden. Die schnelle Eroberung des 
Die Verfolgung wurde von den Deutschen über Grodno westrussischen Festungsnetzes wird für alle Zeiten ein leuch- 
hinaus rücksichtslos auf den Straßen nach Wilna und Lida tendes Beispiel für die Tatkraft, die Tapferkeit und die Aus- 
fortgesetzt. Überall wichen die feindlichen Nachhuten ohne dauer der verbündeten Truppen bilden, aber auch für die 
nennenswerten Widerstand. So war auch die letzte der pol- unbedingte Zielsicherheit der Heeresleitungen. 
Der Feldzug von Rowno und in Ostgalizien 1915. 
Nach der Niederlage des russischen XXXI. Korps bei sammelt, welche den feindlichen rechten Armeeflügel be- 
Turijsk, südwestlich Kowel, waren die Russen gezwungen, am ständig ausgreifend zu umfassen hatte, wodurch der Feind 
24. August Kowel zu räumen und mit ihren dort stehenden ohne erhebliche eigene Verluste zum Rückzug gezwungen 
Truppen in nördlicher Richtung Anschluß an den im Räume werden sollte, insbesondere wenn es gelang, durch einen 
von Wlodawa befindlichen Südflügel der russischen Nord- raschen und ausgreifenden Vorstoß sich binnen kurzer Zeit in 
Westfront zu suchen. Durch die Besitznahme von Kowel den Besitz des wolhynifchen Festungsdreieckes Luck—Dubno 
seitens der k. u. k. Armee war die aus der russischen 8., —Rowno zu setzen. Hiedurch wäre auch eine Vereinigung 
U. und 9. Armee gebildete russische Südwestfront von der beiden durch die Besitznahme des Raumes von Kowel 
der russischen Nordwestfront getrennt worden und zwischen von einander getrennten großen russischen Heeresfronten 
den beiden russischen Heeresfronten klaffte eine Lücke, in endgültig unterbunden worden, 
die sich die erste Armee eingekeilt hatte. So kam es denn am 27. August entlang der Front 
Das Bestreben der verbündeten Heeresleitungen war nun Kowel—Gologory—Zkota-Lipa zur großen Bug — Zkota- 
dahin gerichtet, den trennenden Spalt der beiden russischen L i p a-S ch l a ch t. 
Heeresfronten beständig zu erweitern, weshalb der k. u. k. Ar- Dieser, auf einer langausgedehnten Frontstrecke sich 
meeoberkommandant FM. Erzherzog Friedrich den Zeit- abspielende große Kampf der beiderseitigen wolhynisch- 
punkt für gekommen hielt, gegen die russische Südwestfront ostgalizischen Heeresfronten, zerfällt in drei in sich abge- 
zum entscheidenden Schlage auszuholen und den Feind gegen schlossene Kampfhandlungen: die Einleitungskämpfe bei 
die Reichsgrenze zu werfen. Durch eine Offensive der durch Wladimir-Wolinskij und die Schlachten bei Gologory und 
das Gros der 4. Armee verstärkten Armee, FZM. v. P u- an der Zlota-Lipa. 
hallo, in der allgemeinen Direktion Luck, sollte der im 
Räume östlich Wladimir Wolinskij befindliche rechte Flügel Die Einleitungskämpfe bei Wladimir-Wolinskij. 
der russischen Sudwestfront umfaßt und zum Ruckzug ge- 
zwüngen werden. Hiezu mußten der linke, angreifende Flügel Gegenüber der aus dem II. und I. Korps, der Gruppe 
der Armee möglichst stark gemacht und die von der 4. Armee S z n r m a y, dem IX., x. und XIv. Korps, der 4. und 7. 
entnommenen, bereits im Anmärsche befindlichen Verstär- Kavalleriedivision und der Gruppe FML. S m e k a l be- 
kungen gegen den Raum Kowel—Luck dirigiert werden. stehenden Armee, befand sich die russische 8. Armee (Xii., 
Zur Durchführung dieser Operation wurde die verstärkte VIII. und Vii. Korps und 3—4Kavalleriedivisionen), deren 
\. Armee aus dem Verbände der Heeresgruppe GFM. Front sich östlich Wladimir-Wolinskij in der Linie Zaturcy 
v. Mackensen gezogen und trat nun in den Verband —Lokaczy—Poryck, dann am östlichen Bugufer bis südlich 
der aus der 2. Armee, der Südarmee und der 7. Armee Busk erstreckte. Nordöstlich Wladimir—Wolinskij, zwischen 
gebildeten österreichisch-ungarischen Ostfront, welche am west- Turija und Stochod, standen außerdem 2, östlich des Stochod, 
lichen Ufer des oberen Bug, aufwärts der Ratamündung, im Räume von Rozyszcze, eine russische Kavalleriedivision. 
dann westlich der Zkota-Lipa bis zur Mündung, dann teils Am 27. stieß die vorrückende Armee mit dem IX., 
südlich, teils nördlich des Dnjester bis Okna und längs der x. Korps, der Gruppe S z u r m a y und dem II. Korps 
östlichen Landesgrenze der Bukowina bis Bojan zum An- auf den in seinen Stellungen hartnäckigen Widerstand leisten- 
griffe auf die russische Südwestfront bereitstand. den Feind und gewann in fortschreitendem Angriffe langsam 
Die russische oberste Heeresleitung hatte es versäumt, Raum. Vergebens versuchte die russische 12. Division durch 
zur Abwehr des den Nordflügel der russischen Südwestfront einen Stoß gegen den linken Flügel des IX. Korps süd- 
bedrohenden umfassenden Angriffes der Armee P u h a l l 0 östlich Chorochorin (etwa 30Kilometer westlich Luck) eine 
rechtzeitig Vorkehrungen zu treffen. Die Russen erwarteten entscheidende Wendung zu ihren Gunsten heibeizuführen. 
die Offensive der verbündeten Armeen in ihren stark aus- Der Gegenstoß wurde durch die 26. Schützendiviston ab- 
gebauten Stellungen östlich des Bug und der Zkota-Lipa gewehrt. Mittlerweile war der linke Flügel der Armee, die 
in dem Bestreben, das Vordringen der österreichisch-unga- aus 3 Infanteriedivisionen und ^ Kavalleriedivision bestehende 
rischen und deutschen Truppen, gestützt auf ihre Befestigungen, Gruppe GdJ. Roth, bis zum Abend ohne Kampf mit dem 
abzuwehren und die Verbündeten zu erfolglosen und ver- Gros bis Perespa (30 Kilometer nördlich Luck) und mit 
lustreichen Angriffen zu zwingen. — Demgegenüber hatte Teilen bei Sokul an den Styr gelangt. Da dieser Umfassungs- 
FM. Erzherzog Friedrich in richtiger Einschätzung der grnppe nur schwache russische Kavalleriekräfte südlich Perespa 
Schwierigkeiten, die ein frontaler Angriff auf die stark gegenüberstanden, so mußte der Stoß der Gruppe Roth, 
befestigten Linien des Feindes zur Folge gehabt hätte, am die Flanke der russischen 8. Armee, falls diese noch längere 
N?rdflügel der \.Armee eine überlegene Stoßgruppe ver- Zeit in den innehabenden Stellungen verweilte, empfindlich
	        
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