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Wie sehr Scholz durch sein Reformwerk vielen Linzern ins
Fleisch geschnitten, geht deutlich aus der Klage hervor, in die
der Redakteur des „Lachenden“, einer kurzlebigen satirischen Linzer
Zeitschrift vom Jahre 1777, ein Linzer Fräulein ausbrechen läßt:
Sie sei, hebt sie an, mit Mama zwar einige Male im Schauspielkause
gewesen, finde aber gar keine Freude daran, weil so viele ungesittete Leute
darin anzutreffen seien, welche verlangten, daß unter dem Spiele alles still
sein und ein munteres Frauenzimmer nicht einmal verständlich reden solle,
widrigenfalls sie gleich ein, ungetümes Pst! erschallen ließen.
Zudem könne sie bei
einem Trauerspiele die Zeit
nicht recht treffen, wann sie
weinen solle; sie bedauere
derohalben die Ausschlies¬
sung des Hanswurstes und
Bernardons; da habe sie
lachen können, wann sie
wollte.
Seit der bedauerns¬
würdigen Abschaffung des
Hanswurstes pflege sie das
Schauspielhaus sehr selten
zu betreten.
Edmunda Scholz als Medea.
Unter dieser Sa¬
tire verbirgt sich die
wahre Stimmung. So
dachten viele Linzer.
Scholz hatte auch den
Unfug des lauten Redens
und ungenierten Be¬
nehmens im Theater mit
Erfolg abgestellt, allein
nach seinem Weggange
begann die alte Theater¬
misere wieder.
(Nach einem Stiche aus dem Jahre 1783 in der „Anjetzo, klagt der
Wiener Hof bibliothek.) Lach ende“ im Jahre
1777, ist es eben bey nahe
so toll wie damals; eine Menge ungesitteter Knaben und Mägdchen — leider
muß man auch hinzusetzen — Männer und Frauen sind fast alltäglich*) im
Schauspielhause anzutreffen, welche sich allein zu seyn dünken und mit ihrem
2) An den Normatagen, die für Oberösterreich mit Zirkulare vom
21. Jänner 1752 geregelt wurden, im Advent und in der Fastenzeit war das
Theater geschlossen. Sonst wurde drei- bis viermal in der Woche gespielt.