Volltext: Drama und Theater in Österreich ob der Enns bis zum Jahre 1803

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schuhe, antwortet Blanche; sie trugen sie fort wie ein Heiligthum. Und 
warum denn? Sie spielen selbst auf ihrer Herberg eine Comoedie. Sie trommeln 
just um. Alles lauft zu; denn sie spielen den Doctor Faust. Blanche 
redet der Principalin zu: Sie haben, so lange Sie auf Stelzen gehen und ihr 
Packetel Theater zu einem Katheder machen wollen, kein Geld zu hoffen. Sie 
richten die Bande zugrunde, machen sich und uns zum Gelächter der Welt, 
einzig darum, weil Sie sich vom Himmel berufen glauben, in der Welt das 
Lachen abzubringen. 
Die Principalin überzeugt sich nun selbst von dem starken Besuche der 
Vorstellung bei den Schustern. 
Die Fuhrkittel und Schernfelle haben 3, die Perücken und Fürtücher 7, 
die Haarbeutel und Appartements 17 Kreuzer gezahlt. 
Mit einem Seufzer denkt die Principalin nun, wie schön ihr diese Ein¬ 
nahme gestanden hätte. 
Blanche: Aber Frau, was hilft dieses Seufzen? den Hanswurst nehmen 
Sie wiederum auf; so wird dieser Geld Strom widerum durch unsere Ufer fließen. 
Principalin: Aber betrachte nur: wie viele Banden sind in dem 
blühendesten Stande, wobey man doch durchaus nichts anders als ernsthaftes sieht. 
Blanche: Das ist wahr, wenn Sie von Banden reden, die vor dem Adel 
spielen. Beden Sie aber von Comoedianten, welche den Pöbel erlustigen, da 
muß ein Schwenkmacher seyn, es hielft nichts. Ich bitte, reden Sie mir da nicht 
weiter, sonst wurden wir wiederum hitzig gleich wie zuvor. Machen Sie sich 
von dem Hannßwurstischen Späß einen rechten BegreifF, bevor sie ihn in die 
Claß der Fescenninischen Rauppereyen *) setzen. Was ist ein Hannswurst? Wissen 
Sie es? Vielleicht ein Flegel? ein ärgerlicher Allegorist? ein unflathiger Bub, 
der nicht späßig sein kann, wenn er nicht immerhin garstige Brocken speyet? 
Der Pöbel, ob er schon niedrig ist, so ist er doch christlich. 
Es wurden mehrere als man glaubt, vielleicht nach Steinen greiffen und 
einen zügellos daher redenden Narrn von dem Theater jagen. Ehrbar will 
man ergetzt werden: das ist alles, was man sucht. Der das thut, ist Hanns¬ 
wurst. Bald richtet er eine verwirrte Post aus; bald wird er toll, daß er sich 
die Post nicht merken kann. Bald, wenn er Geld hat, trotzet er alle Morgen¬ 
länder; bald, wenn er darbet, giebt er fast jeden Hundsbeitscher einen Be¬ 
dienten ab. Ist er hungerig, so ist der Holzschlägel vor ihm kaum sicher; 
ist er dürstig, so fällt er auch über das Dinten Faß her. Ich weis es, diese 
Späße sind durchaus pöbelhaft: aber gleichwie der Pöbel seine besondere 
Tracht, so mus er auch seine besondere Ergetzung haben. Derjenige, der sie 
ihm macht, ist nicht dieser ungesalzene Compositeur mit seiner schon längst 
ausgepeitschten Cleopatra, sondern Hannswurst. Ach, folgen Sie mir, und 
lassen Sie uns morgen Abends den verwirten Hof aufführen und mit Hanns¬ 
wurst dem verhexten Kuchelbedienten, dem zum Bauchfang hinaus fahrenden 
Einheitzer, dem mit Spornen aber ohne Stiefel daher kommenden Courrier 
und — 2) 
2) Am Rande: Fescenninus, ein Heide, war der unfläthigste Rauppen- 
schneider. 
2) Diese vielen Beiwörter erinnern an den Titel einer Haupt- und Staats¬ 
aktion „Die Verfolgung der Liebe oder die grausame Königin der Tegeanten 
mit H. W., dem lächerlichen Liebes-Ambassadeur, betrogenen Kuriositäten-
	        
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