Volltext: Die Beziehungen zwischen Innviertlern und Landlern.

6 
Webinger. 
keiner der beiden Stämme in der stillen Befehdung des anderen 
zurücksteht.1) 
Zur Schreibung der Mundart sind lediglich folgende Zeichen verwendet: á = helle«, 
offenes a; â = Laut zwischen á und o; á vor Nasal — nasaliertes á; a vor Nasal .= 
nasaliertes â ; a im Diphthong (ea, ua, oa u.s.w.) = á nachschlagend; Vokal mit ~ = 
nasalierter Vokal ; g = sch. 
II. 
Die zwischen Innviertlern und Landlern herrschende Spannung 
ist eine Teilerscheinung jener schon früh in der Literatur sich 
zeigenden Spannung zwischen Bayern und Österreichern überhaupt.2) 
Der Innviertier hält überaus viel auf Ortsansässigkeit, ein 
Zug, der übrigens nicht ihm allein eigen ist.3) Jeder Fremde, zumal 
wenn »er sich was herausnimmt«, ist dem lnnviertler augenblicklich 
»ein Hergelaufener«. Ja selbst Leute, deren Eltern aus einer anderen 
Pfarre des Innviertels selber eingewandert sind und die schon 
selbständig durch viele Jahre auf Haus und Hof sitzen, haben immer 
noch zu verspüren, daß sie nicht »von hier sind«. Natürlich ist dies 
bei solchen, die gar aus dem »Landl« oder aus Deutschböhmen 
(»á Behm!«) stammen, um so schlimmer. Nur dem Pfarrer gegenüber 
kehrt sich diese Seite nicht so stark heraus, da man den überhaupt 
als fremdes Element gewöhnt ist und er infolge seiner Stellung für 
gewöhnlich über dem Niveau der persönlichen Anstichelung steht. 
Dieser Zusammengehörigkeitssinn der lnnviertler zeigt 
sich ganz besonders im Zechenwesen; die Bauernburschen je einer 
einzelnen Ortschaft oder einer Anzahl von Ortschaften einer Gemeinde 
gesellen sich zu einer zwanglosen Vereinigung zusammen, zechen 
mitsammen, führen ihre »Menscher« zusammen aus (besonders zum 
Tanze) und helfen einander bei Raufereien und Schlägereien. Das 
Zechenwesen ist bereits zu einer schädigenden Unart geworden, da 
die Feindseligkeit unter den Burschen ein und derselben Gemeinde 
so nur geschürt und lebendig erhalten wTird. 
Gegen die Landler aber sind die lnnviertler ganz besonders 
reizbar und intolerant. Schon der Jugend wird das eingeimpft. In 
1) Wie fest noch bayrische Oberlieferung im Innviertel sitzt, zeigt unter anderem 
auch, daß im heutigen (österr.) Innviertel noch die b a y r i s c h e E 11 e als Maß üblich 
ist. Ein Händler aus dem Landl erkundigt sich im Innviertel sicherlich ausdrücklich, ob 
„eng ano" (eure) oder „insano" (unsere == österreichische) Ellen gemeint seien, so¬ 
bald von Ellen schlechtweg gesprochen wird. Í bayrische Ellen = 2 kaiserliche oder 
österreichische. 
2) Einige Literatur über die Bayern sei hier ergänzt zu Zeitschr. d. Ver. f. Volksk., 
18, 298, 300: Hartmann, Historische Volkslieder (1907), 1, Nr. 8 („Pasquillus zwischen 
einem Bair und Sachsen" aus 1556), 288 ff.; über Saubair, Vers 295, 297—302, 401, 402, 
Anmerkungen dazu S. 52; Nr. 25, 462, 47t, Anmerkungen dazu. Ditfurth, Histor.-polit. 
Volkslieder des dreißijährigen Krieges (1882), S. 324 ff. („Politisches Picket-Spiel"). 
3) Vergi. Alemannia, 16, 96 (bei den Bregenzwäldern) ; A. H a u f f e n, Die 
deutsche Mundartdichtung in Böhmen, Prag 1903, S. 29 (bei den Egerländern) „d' haä- 
gloffana Kaarl".
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.