Volltext: Die Beziehungen zwischen Innviertlern und Landlern.

Die Beziehungen zwischen Innviertlern und Landlern. 
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Eine dritte Phase tritt mit dem österreichischen Erb¬ 
folge krieg ein. Ein österreichisches Heer fällt in Bayern ein. Durch¬ 
züge österreichischer Truppen durch Bayern finden dauernd statt; 
dabei wüsten die Österreicher roh. Selbst nach dem Frieden von 
Füssen (1745) erbitten sich nun österreichische Grenzbewohner 
in Linz Hilfe gegen Übergriffe der Bayern (zum Beispiel 1765 die 
Riedauer); doch die alte Spannung sucht nicht mehr so energische 
Auslösung und es folgen Tage der Erholung für beide Landschaften. 
Den 13. Mai 1779 fällt nun der Landstrich zwischen Donau— 
Inn—Salzach—Hausruck und Salätwald von Bayern an Österreich 
(5. Punkt der Friedenstraktate des Teschener Friedens). Dieser Teil 
hieß bisher Innbayern, erst in der Denkschrift Josefs J. (14. April 1779) 
taucht die Bezeichnung »Innviertel« auf (Die genauere Grenze: Pill¬ 
wein, 4, S. 41 ff.). Der Teil Österreichs, zu dem dieses Innviertel 
geschlagen wird, führte den Namen »Landl«1) (= Ländchen), be¬ 
sonders im Munde der Bayern. 
Nachdem das Innviertel nur mehr für kurze Zeit die Oberhoheit 
geändert hatte, kommt es 1816 — so wie es 1809 übernommen 
wurde — endgiltig an Österreich. 
Die beiden Elemente, die sich so lange in hartnäckigem Trutze 
gegenübergestanden hatten, waren nun zu einem österreichischen 
Kronlande vereinigt. Trotzdem zeigte sich noch im selben Jahre, daß 
der alte Groll fortglimmte. Denn als die österreichischen Jäger in Ried 
ihren Einzug hielten, wurden einerseits an den bayrischen Beamten 
und Gendarmen arge Mißhandlungen verübt, andererseits war der 
»hohe patriotische Sinn« für Österreich und der »unbeschreibliche 
Jubel« über das »langersehnte« Ereignis2) nicht echt, im Volke 
lebte noch lange der Groll fort und Parteiungen (österreichisch — 
bayrisch) stellten sich ein. 
Heute freilich fühlt der Innviertier in politischer Hinsicht anders. 
Die jahrhundertealte Spannung lebt in anderer Form fort. Es ist 
kein Auflehnen gegen die Landes- oder Reichshoheit oder die 
Beamtenschaft, sondern ein stiller Groll und eine unbestimmbare 
Abneigung, ja Verachtung gegenüber den »Landlern«, wie noch heute 
im Munde des Innviertiers die Bewohner Oberösterreichs (mit Aus¬ 
schluß des Innviertels) heißen. 
Und so steht uns auch einiges Material zu Gebote, wie es bei 
Innviertlern und Landlern geholt wurde, und das zeigen wird, wie 
*) Landl: Grimm Wtb., 6, 124, belegt ^Ländler' = accola Fluvii Ens in Austria" 
aus der II. Hälfte des 17. Jahrhundertes. Jedoch aus Hartmann, Historische Volks¬ 
lieder 1, Nr. 12, ist „Ländl ob der Enß" schon aus dem Jahre 1581 nachzuweisen. Vergi, 
dazu noch Schmeller, Bayr. Wtb.2 1, 1483. Einen ähnlichen Begriff drücken mit demselben 
Worte die Lesachtaler aus (Fromann, Deutsche Mundarten, 3, 307). 
2) Ausdrücke, dié die offiziellen Berichte der Zeitungen brachten (Linzer Ztg. 1816 
Nr. 40 u. 50); vergi. Lamprecht-Lang, S. 79.
	        
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