Volltext: Die Beziehungen zwischen Innviertlern und Landlern.

Die Beziehungen zwischen Innviertlern und Landlern. 
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meinem Heimatsort (Taiskirchen, Innkreis) scharte sich einmal die 
männliche Schuljugend zusammen und zog* allen Ernstes gegen die 
Knabenschaft der landlerischen Pfarre Pram. Auf halbem Wege traf 
man sich, dabei wurde erst mit Steinen geworfen, dann mit Prügeln 
geschlagen, und so kamen bedeutende Verletzungen heraus. Der 
Kriegszug war ein von beiden Parteien bestimmtes Unternehmen, 
das durchaus nicht den Charakter eines Spieles trug. Es durfte sich 
aber auch nie ein einzelner Bube — auch heute ist's noch so — in 
die Nachbarspfarre des Landls wagen, zum mindesten nämlich 
wurde er arg verhöhnt, denn als »Auswärtiger« war er von der 
Jugend gleich erkannt. Immer spielten sich und spielen sich diese 
Reibungen ab, ohne daß der Innviertier oder Landler besonderen 
Wert darauf legt; man kann sich's an der Grenze eben nicht anders 
vorstellen. 
Das Alter ist aber der Jugend noch voraus. Einige Beispiele 
werden es beweisen: Erst vor einigen Jahren war es. Aus der Gemeinde 
Taiskirchen saßen Bauern in einem Gasthause zu Dorf (jenseits der 
Pram im alten Oberösterreich). Allmählich hoben zwischen diesen 
und anwesenden Einheimischen Sticheleien an. Und als die Innviertier 
Bauern das Spottschnadahüpfl auf die Landler losließen: 
D' Lándlá hánd Bándlá, 
Hánd Nudldrucká, 
Und wann d' Innviatlá kemmán. 
Miassn s1 umirucká1) 
da antworteten diese: »Na, umirucká tán má net«, und so entstand 
in Kürze eine artige Prügelei. 
Ein andermal kam ein Taiskirchner nach Pram und als er in 
einem Gasthause einkehrte, stellte ihm die Wirtin mit ganz selbst¬ 
verständlicher Miene das bestellte Glas Bier nicht auf den Tisch, wo 
einige Einheimische saßen, sondern auf einen anderen, obschon es 
sonst Sitte ist, daß sich jeder zu einem Tische setzt, wo schon Gäste 
weilen, mag er sie kennen oder nicht. 
Und so weit geht die innere Abneigung zwischen beiden Schlägen, 
daß die landlerischen Bewohner von Dorf trachteten, den angrenzenden 
Innviertlern keine Plätze (Stühle) in der Kirche zukommen zu lassen, 
indem sie einfach mehr mieteten als sie benötigten. 
Endlich mag noch ein drastisches Exempel hergesetzt werden: 
Die Mitglieder des Ortsschulrates Dorf besuchten natürlich nach ihren 
Sitzungen auch das Gasthaus; dabei aber nahmen sie in solcher Breite 
und Behäbigkeit und mit solch unzweideutigen Gebärden an einem 
Tische Platz, daß das eine Mitglied, der Stellvertreter der nach Dorf 
eingeschulten Innviertier Kinder, nichts besseres tun konnte, als allein 
einen Tisch zu beziehen. 
*) Bándlá: unschlüssige Menschen (synonym : Nudldrucká); umirucká: 
hinüberrücken, zurückweichen.
	        
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