Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in Europa (5, Europäische Periode ; Das späte Mittelalter ; 1927)

kam nach dem Abschluß der Epoche der Kreuzzüge wiec 
§ 67. Ägypten und Palästina 
ben. Das von Venedig über den ganzen Orient ausgebreitete Netz des 
internationalen Handels hatte auch die jüdische Bevölkerung der pa 
lästinensischen Küste miterfaßt. In den neuerblühten Hafenplätzen 
Jaffa und Akko standen viele Juden im Dienste der Warenausfuhr. 
In den Binnenstädten Ramleh und Hebron befaßten sie sich vornehm 
lich mit der Fabrikation und der Färbung von Webstoffen sowohl 
für den Ortsverbrauch wie für die Ausfuhr. In Tiberias, Safed und 
den anderen galiläischen Städten gedieh der Wein- und Olivenbau, 
dessen Erzeugnisse hauptsächlich für die Ausfuhr bestimmt waren. 
Unter leidlich guter Verwaltung hätte sich das Land nach Beendigung 
des zwei Jahrhunderte währenden Religionskrieges zwischen Christen 
und Muselmanen von neuem auf richten können; die Herrschaft der 
Mamelucken, die selbst Ägypten ruinierte, artete in Palästina vollends 
zu einer Raubwirtschaft aus, der die Landesverwaltung nur ein Mit 
tel zur größtmöglichen Ausbeutung der Bevölkerung war. 
Besonders schwer hatte unter der Willkür der Behörden die arme 
Gemeinde von Jerusalem zu leiden, die sich aus den Jahrhunderte al 
ten Trümmern langsam emporzurichten begann. Es war dies die Stadt 
der Pilger, christlicher wie jüdischer, die hier aus aller Herren Län 
der zusammenströmten. Die zahlenmäßig geringe bodenständige Stadt 
bevölkerung lebte in überaus dürftigen Verhältnissen. Der aus Süd 
frankreich nach Palästina übergesiedelte Gelehrte Estori Farchi ver 
mag in seiner Abhandlung über die auf das Heilige Land bezüglichen 
Gesetze („Kaftor u’ferach“, um i322) von Jerusalem nur in einem 
sehr gedrückten Tone zu berichten: „Zwar suchen wir und unsere 
Brüder aus Tarabul (Tripolis an der syrischen Küste), Hamat, Da 
maskus, Aleppo, Kairo und Alexandrien an den Feiertagen Jerusalem 
auf, doch wird unsere Trauer dadurch nur noch erhöht“. Es fehlen 
noch immer genauere Nachrichten über die zahlenmäßige Stärke der 
jüdischen Wallfahrerbewegung aus dem Europa des XIV. und XV. 
Jahrhunderts; es ist jedoch anzunehmen, daß sie sich in durchaus 
mäßigen Grenzen hielt. Die venezianischen Schiffe, die alljährlich 
Tausende von christlichen Pilgern nach Jaffa brachten, sahen nur 
selten jüdische Reisende an Bord. Im XV. Jahrhundert kam es häufig 
vor, daß sich die Schiffsherren ausdrücklich weigerten, die Juden 
nach ihrer uralten Heimat zu befördern. Es hing dies mit einem zwi 
schen Christen und Juden in Jerusalem ausgebrochenen Konflikt zu-
	        
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