Volltext: Vom Kriegsausbruch bis zum Ausgang der Schlacht bei Limanowa-Lapanów ; 1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ; (1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ;)

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Rüstung zum großen Waffengang 
offizier zugeteilte neue Thronfolger, Obst. Erzherzog Karl Franz Joseph, 
von Fall zu Fall in Schönbrunn zur Berichterstattung erschienen. Nichts¬ 
destoweniger wurde auch weiterhin, zumal in Wochen des Mißgeschickes., 
der Wissensdurst der Allerhöchsten Stelle nicht selten nur sehr unvoll¬ 
ständig befriedigt. 
Noch zugeknöpfter verhielt sich das AOK. gegenüber dem Mini¬ 
sterium des Äußern, den beiden Staatsregierungen und selbst gegenüber 
dem Kriegsministerium1). Der Generalstabschef war hiebei vor allem 
von der Sorge geleitet, daß die Geheimhaltung operativer Maßnahmen 
leiden könnte; aber nicht minder glaubte er, sich durch solche Zurück¬ 
haltung unerbetene Ratschläge und Einwirkungen am besten vom Leibe 
zu halten. Daß dies trotzdem nicht immer gelang, wird sich bei der 
Schilderung des serbischen Feldzuges und der Karpathenkämpfe erweisen. 
Übrigens haben auch die politischen Stellen das AOK. nicht durch allzu 
große Mitteilsamkeit verwöhnt. Die Zusammenarbeit der Heeresleitung 
mit den Heimatbehörden ließ ebenso zu wünschen übrig wie die der 
beiden Regierungen untereinander. 
Für das Zusammenwirken der Bundesgenossen hatte es im Frieden 
keinerlei andere Vorsorge gegeben als die gegenseitige Zuteilung von 
Militärbevollmächtigten. Die Vertretung der deutschen Heeresleitung beim 
k. u. k. AOK. fiel bei Kriegsausbruch dem vielgenannten Kriegshistoriker 
und Militärschriftsteller GLt. Freih. v. Freytag-Loringhoven zu, der im 
Jänner 1915 durch den GM. v. Cramon abgelöst wurde2). Zum Dele¬ 
gierten des öst.-ung. AOK. im deutschen Großen Hauptquartier wurde 
der FML. Graf Stürgkh bestellt3), an dessen Stelle im Frühjahr 1915 
der GM. Ritt. v. Klepsch-Kloth trat. Der Verkehr der beiden General¬ 
stabschefs wickelte sich in den ersten Kriegsmonaten teils durch mehr oder 
minder regen Schriftenwechsel, teils mittels des Drahtes direkt zwischen 
1) Conrad, IV, 645 ff; Ti s za, Briefe 1914—1918, I, (Berlin [1928]), 153 ff. 
G i e s 1, Zwei Jahrzehnte im nahen Orient (Berlin 1927), 257 ff. — GdK. Wladimir 
Freih. v. Giesl, vor Kriegsausbruch öst.-ung. Gesandter in Belgrad, wirkte bis Jänner 
1915 als Delegierter des Außenministeriums beim AOK., mußte aber dann wegen Dif¬ 
ferenzen mit dem Chef des Generalstabes seinen Posten dem Botschafter Grafen 
Thum und Valsassina überlassen. Als zweiter Delegierter war der spätere Gesandte 
Friedrich Ritt. v. Wiesner eingeteilt. 
2) Freytag-Loringhoven, Menschen und Dinge, wie ich sie im Leben 
sah.(Berlin 1923), 193 ff; Cramon, Unser österreichisch-ungarischer Bundesgenosse 
im Weltkriege (2. Aufl., Berlin 1922), 3 ff. 
3) Stürgkh, Im deutschen Großen Hauptquartier (Leipzig 1921), 6 ff; des 
Verfassers Bruder war der österreichische Ministerpräsident Karl Graf Stürgkh.
	        
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