nehmen. Man wollte nun die Gelegenheit benützen, um den Schlag gegen
die italienische Stellung am Pasubio zu führen/'12)
Trotzdem die Italiener bei ihrem Angriffe am 30, Juni außerordent¬
lich schwere Verluste zu verzeichnen hatten — der Raum bei der
Kote 2100 war mit ihren Gefallenen bedeckt — schienen sie ihre Anstren¬
gungen nicht aufgeben zu wollen. Darauf ließen die Beobachtungen über
das Heranziehen von Verstärkungen und das Instellunggehen von neuen
Batterien schließen.
Die Stellungen der 10, Gebirgsbrigade waren noch die gleichen, die
sie Ende Mai innehatte. Ihr Ausbau aber hatte in der Kürze der Zeit und
wegen der andauernden feindlichen Beschießung keine großen Fort¬
schritte machen können. Die Widerstandslinie bestand nur aus einer Reihe
von Stützpunkten mit notdürftigen Unterkünften.
Die italienischen Stellungen dagegen waren größtenteils Schützen¬
gräben mit Steinriegel oder Sandsackaufbau, hatten viele Flankierungs¬
anlagen, meist aber nur ein schwaches Hindernis. Sie waren besetzt von
Kompagnien der JR. 85 und 86, 218 und 219. Kommandant des Sektors
Pasubio war der Kommandant der Brigade Roma, Gen. RoVersi.
Über die Würdigung des Angriffsgeländes, über die Vorbereitungen
und Befehle zum Angriff schreibt Obstbrig. Korzer in dem bereits ge¬
nannten Aufsatz:
,,Die Zeit, welche zur Zurücklegung des Weges aus der Ausgangs-
in die Sturmstellung ohne wesentliche Störung durch den Feind notwendig
schien, wurde mit drei Stunden angenommen (Direktiven des Divisions-
kommandos). Die Zeit, die notwendig war, um aus der Sturmstellung in
die feindliche Stellung einzubrechen, ließ sich kaum voraussehen, da die
Vorrückungsverhältnisse für jeden einzelnen Schwärm sehr verschieden
waren. Dazu kam noch der Widerstand des Feindes im Vorgelände. Eine
„Feuerdisposition" der Artillerie, die mit der Einhaltung bestimmter
Zeiten für Vorrückung und Einbruch rechnet, mußte daher versagen.
Das Divisionskommando hatte die Disposition für den Angriff auf
den Pasubio auf Grund vorausgegangener Rekognoszierungen durch Ge¬
neralstabsoffiziere und1 unter Voraussetzungen getroffen, die, wie wir
gesehen haben, am 2. Juli infolge vorhergegangener Kämpfe nicht mehr
zutrafen. Nach dem Divisionsbefehl hatte Obst. Korzer mit seinen fünf
Bataillonen, dem 1. TJR. und sechs Gebirgsgeschützen den Angriff durch¬
zuführen. Die Infanterie sollte aus der Stellung um 8 Uhr vormittags vor¬
brechen und sich derart an den Gegner heranarbeiten, daß der Einbruch
in die feindliche Stellung mit starker Kraft um 11 Uhr vormittags erfolgen
konnte. Es war ferners gesagt, daß diese Zeit im Interesse des Zusammen¬
wirkens von Infanterie und Artillerie verläßlich eingehalten werden sollte.
12) Der italienische Militärschriftsteller Amedeo Tosti schreibt hierüber in dem
oben erwähnten Buch auf Seite 35: „Wahrscheinlich in der Voraussicht dieses Angriffes
war am 28. Juni das 1. Kaiserjägerregiment in die Pasubiozone verlegt worden. Es war
eines der vier Kaiserjägerregimenter, mit denen das gegnerische Kommando immer bei
sehr schwierigen Unternehmen rechnete."