Volltext: Die Pasubio-Kämpfe 1916 - 1918

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Horchposten hüstelten hüben und drüben beim Feind. Ab und zu 
ging ich hinaus zu meinen braven Jägern an den Postenständen und 
lauschte auî jedes Geräusch des nahen Gegners. 
Immer näher rückte die unheilvolle Stunde. 13. März 4.30 Uhr früh. 
In unseren Kavernen wird es lebendig. Befehlsgemäß tritt alles aus den 
dumpfen Felshöhlen in die Gräben mit abgedämpften Laternen, die Gas¬ 
masken aa der Brust, fest umkrallt die Faust das Gewehr. Die Horch- 
posten ziehen sich lautlos zurück. Tiefste Stille ringsumher. Wir warten 
im Ostgraben, schauen nachdenklich vor uns in den Schnee; langsam, 
träge verstreichen die Sekunden, die Minuten. Wir halten die Uhr in der 
Hand. Noch drei Minuten, noch zwei — noch eine . . . wir halten den 
Atem an, zählen die Sekunden — endlich! — 
Es beginnt die Erde zu beben, sie atmet schwer wie ein Sterbender 
— ein furchtbares unterirdisches Grollen, Poltern, Donnern — ein Krach 
— ein zweiter —- ein zornwallendes Zittern und Bersten gröhlt durch die 
Luft — die Steine kommen — „Alles hinein in die Kavernen!" Im Nu ist 
jeder in der Deckung; prasselnd fällt der Steinhagel nieder. Dann Toten¬ 
stille. Der Postenstand an der rechten Flanke unseres Ostgrabens bot 
mir Aussicht, Ein seltsames Schauspiel: die italienische Platte ein — 
Feuermeer! Grün, rot, blau züngelten die Flammen, explodierten Gase 
aus dem schwarzen Trümmerhaufen. Grelle Wehschreie. In wenigen 
Augenblicken zischten schon rote und grüne Leuchtraketen auf Feindes- 
seite zum Himmel — das Alarmzeichen für die ganze Gegend." 
Über die Wirkung der großen Sprengung am 13. März werden 
italienischerseits folgende Angaben gemacht.40) 
Die Italiener mußten ihre anfänglich für den 12. März festgesetzte 
Sprengung aus personellen und sonstigen Gründen auf den 13. um 8 Uhr 
früh verschieben. Inzwischen hörten sie unausgesetzt durch die dünne 
Felsschichte das Arbeiten der österreichischen Mineure. (Täuschungs¬ 
arbeiten! D. Veri), 
In schrecklicher Ungewißheit verfloß die Nacht und noch war sie 
nicht vorüber, als um 5.27 Uhr die gewaltigste aller österreichischen 
Minen den ganzen Berg erschütterte. Riesige Flammen schössen empor, 
Giftgas drang überall ein, alle Leitungen wurden zerstört, die Hitze war 
derart groß, daß Metall zum Schmelzen gebracht wurde. 
Der nördliche Teil der Platte, besser gesagt der Sporn, der sich 
gegen den Eselsrücken vorschob, stürzte fast symetrisch im Nordosten 
und Nordwesten ein. Die am höchsten Teil der Platte etwa 20 m nörd¬ 
lich des Stollens Forni vorgeschobenen Laufgräben blieben jedoch in 
guter Verfassung. Im Stollen Siena traten horizontale Risse auf, während 
bestehende vertikale unverändert blieben. Die Wände der Stollen Siena 
und Belluno senkten sich leicht gegen Norden. Der Stollen Reggio wurde 
ungefähr 4 m vom Kreuzungspunkt mit dem Stollen Siena verschüttet. 
40) Traniello, Il Pasubio e la guerra di mine, Rivista militare Italiana, Feber 1928, 
Roma.
	        
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