Volltext: X. Jahrgang, 1905 (X. JG., 1905)

Nr. 5. 
Ober österreichische Bauzeitung 
Seite 43. 
da bei einem Besuche dieser alten Burg die Maliern eine 
überraschende Festigkeit zeigten und gelbst durch 
Sprengungen mittels Pulver die Mauern wohl aus ihrer 
lotrechten Richtung gedrängt, aber nicht zersprengt 
worden sind. Die chemische Analyse des alten Mörtels I 
ergab folgende Bestandteile: 
Hygroskopisches Wasser (beim Trocknen 
I. 
II. 
bis 80o R) 
8-08°/o 
0'53°/0 
Verlust beim Glühen 
2-52°/o 
2-03°/o 
Eisenoxyd und Tonerde 
068°/o 
4'05°/o 
Kalk 
31'48°/0 
7-750/0 
Kali 
Natron 
O19°/0: 
0'14°/0 | 
| 0150,0 
Schwefelsäure 
025°/o 
— 
Phosphorsäure 
O06°/o 
— 
Kohlensäure 
ll-53°/o 
ö'Oßo/o 
Chlor 
0-62°/o 
— 
Kieselsäure (an Kalk gebunden) . . . 
8-42°/0 
2-350/o 
Unlösl. (Sand) . 
35'67°/o 
78-08% 
Zu gleicher Zeit wurden Mörtelproben, welche beim 
Aufbau großer Gebäudekomplexe in London verwendet 
worden sind, der Untersuchung unterworfen, deren Zu¬ 
sammensetzung aus II ersichtlich ist. 
Vergleicht man die Ergebnisse beider Analysen mit 
einander, so sieht man sofort, daß der Mörtel von Oorfe 
Castle (I) beinahe viermal so viel Kalk enthält als der 
Londoner Mörtel (II); ferner ist ersichtlich, daß II beinahe 
sechsmal soviel Tonerde und Eisenoxyd besitzt. Mörtel I 
hat 8'42°/o Kieselsäure an Kalk gebunden, wogegen II 
nur 2*35°/0, so daß der erste Mörtel also in hervorragen¬ 
dem Maße die Eigenschaften eines guten Portlandzementes 
besitzt. Außerdem ist der Gehalt an unlöslicher kiesel¬ 
haltiger Masse in I mit 35*67°/0 bedeutend geringer als 
in II mit 78-08°/o. 
Bei einer mikroskopischen Untersuchung fand man 
den Sand in I bedeutend scharfkantiger und eckiger und 
infolgedessen bedeutend wirksamer für das Abbinden wie 
in II, dessen Sandkörnchen mehr abgerundet waren. 
Nach der allgemeinen Theorie wird Kalk im Luft¬ 
mörtel nach und nach in kohlensauren Kalk umgewandelt, 
während der Kalk im Zement in kieselsauren Kalk um¬ 
gesetzt wird. Im Mörtel von Corfe Castle scheinen beide 
Prozesse stattgefunden zu haben, weil der Kalkstein 
Kieselsäure enthält, welche geeignet war, mit dem ge¬ 
brannten Kalk sich zu kieselsaurer Kalkerde zu ver¬ 
binden. 
J. Hughes zieht aus den Analysen der beiden Mörtel¬ 
arten folgende Schlüsse: 
1. Zum alten Mörtel, wie in dem von Corfe Castle, 
ist eine bedeutend größere Kalkmenge genommen worden, 
wie bei der heutigen Mörtelbereitung. 
Es ist früher eine bessere Kalksorte verwendet worden 
und es wurden früher beim Bauen die Materialien des 
nächstgelegenen Lagers von guten Kalksteinen und guten 
Bausteinen zur Ausführung benützt. 
2. Sand von eckiger und kantiger Form ist vorteil¬ 
hafter für die Mörtelbereitung wie See- oder Flußsand 
mit runden Oberflächen, weil dieser schlechter bindet. 
3. Wenn man mehr Aufmerksamkeit auf die Wahl 
des Kalkes und auf Zusammensetzung wie Zubereitung 
des Mörtels verwendet, so wird der Mörtel fester und 
werden die Reparaturen infolge, verbrauchten schlechten 
Mörtels entsprechend abnehmen. E. V. 
Patentliste 
über in Österreich und in Deutschland angemeldete und 
erteilte Patente, zusammengestellt von Viktor Tischler, 
Ingenieur und Patentanwalt, Wien, VII/2, Siebensterngasse 39. 
Auszüge aus diesen Patentanmeldungen sind erhältlich. 
In Österreich ausgelegte Patente: Verfahren 
zur Herstellung von Ziegeln, Platten und dergleichen 
aus Stroh. Franz von Mossoczy, Lemberg (A. 2748—03). 
In Österreich erteilte Patente: Verfahren zur 
Vereinigung zweier oder mehrerer sich ganz oder teil¬ 
weise umgebender keramischer Körper. Oskar Arke, 
Hermsdorf (Nr. 19586). 
In Deutschland angemeldete Patente: Presse 
mit durch Kurbelwelle und Exzenter bewegten Preß- 
stempeln zur Herstellung von Formsteinen. Geb. Böhner, 
Aktiengesellschaft, Magdeburg-Neustadt (B. 36074). — 
Drahtspannvorrichtung für Strangabschneider. Paul Bruch¬ 
müller, Schermen (B. 37852). — Verfahren zur Herstellung 
von Gefäßen aus Ton oder dergleichen mit Zwischen¬ 
wänden. Deutsche Ton- und Steinzeugwerke Aktien¬ 
gesellschaft, Charlottenburg (D. 15285). — Einschalungs¬ 
verfahren bei Herstellung von Gitterrostplatten aus Eisen¬ 
beton. Gebrüder Huber, Breslau (H. 33283). — Verfahren 
zum Beschneiden, Putzen und Riffeln von mit Muffen 
versehenem Steinzeug und Tonröhren. Max Schreyer, 
Kruft (Sch. 22483). — Verfahren zur Herstellung von 
Asbestkörpern durch Zusammenpressen von zerkleinertem 
Asbest ohne Anwendung von Bindemitteln. Dr. J. Bernfeld, 
Leipzig-Plagwitz (B. 37364). — Verfahren zur Herstellung 
von künstlichem Marmor. Philipp Eyer, Köln am Rhein 
(E. 10075). — Verfahren zur Herstellung freitragender 
Wände aus Steinen oder Platten, an denen der Mörtel 
schlecht haftet. Georg Sittig, Berlin (S. 18426). — Ton¬ 
reiniger. Josef Kretschmann, Gustav Will und Heinrich 
Graw, Amalienau bei Königsberg (K. 27042). 
In Deutschland erteilte Patente: Mehrteilige 
Form zur Herstellung von Zementröhren. Paul Thomann, 
Halle a. S. (Nr. 159106.) — Lehre zum Aufreißen von 
Treppenstufen aus gegeneinander verstellbaren Schienen. 
Michael Junkersdorf, Eschweiler (Nr. 159248). — Vor¬ 
richtung zum Befestigen hölzerner Geländerstäbe auf 
steinernen Treppenstufen. Karl v. Lon, Köln-Ehrenfeld 
(Nr. 159265). — Mischmaschine für Kunststeinmassen 
Karl Greve und Emil Greve, Kiel (Nr. 159159). — Ver¬ 
fahren zum Aufbereiten von Tonmasse mittels Ton¬ 
schneiders. Wilhelm Liebig, Kunewald (Nr. 159277). — 
Vorrichtung zum gleichzeitigen Formen mehrerer Kunst¬ 
steine mit um eine Achse schwingbar gehaltenen Teil¬ 
schiebern. Leipziger Zementindustrie, Dr. Gaspary & 
Komp., Makranstädt (Nr. 159278). — Verfahren, aus 
plastischen Tonen durch Zusatz von Soda, Natronlauge, 
Ammoniak, Pottasche, Wasserglas, Melasse u. dgl. gu߬ 
fähige Masse herzustellen. Dr. Emil Weber (Nr. 159193). 
Vergebung von Bauarbeiten und Lieferung 
von Bauartikeln. 
Bau eines Steinkohlengaswerkes. 
Seitens der Stadtgemeinde Wagstadt (Schlesien) ge¬ 
langt der Bau und die betriebsfertige Herstellung eines 
Steinkohlengaswerkes, einschließlich des Stadtrohrnetzes 
und der Einrichtungen für die öffentliche Beleuchtung 
im Offertwege zur Vergebung. Als Grundlage dient das
	        
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