Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Der 
Naturarzt 
Zeitschrift 
des 
Deutschen Bundes der Vereine für Gesundheitspflege 
und arzneilose Heilweise. 
No. 9. Berlin, September 1896. 24. Jahrg. 
Um genaue Beachtung der auf dem Titelblatt angegebenen Vorstands-Adressen wird dringend gebeten. 
Aus Wissenschaft und Leiben. 
Die Baubudenfrage, ihre Bedeutung für die Sozialhygiene 
und den Alkoholismus. 
Yon einem Steinsetzer. 
Die Baubudenfrage ist yon jeher, so lange es eine organisierte 
Arbeiterbewegung giebt, in den Kreisen der Bauarbeiter lebhaft 
diskutiert worden — und das mit Recht. Leider lässt sich aber 
nicht sagen, dass die an die öffentliche Diskussion dieser Frage ge 
knüpften Erwartungen bisher sonderlich in Erfüllung gegangen wären. 
Wenn ich mir nun gestatte, den Baum dieser Zeitschrift für 
die Diskussion der Baubudenfrage in Anspruch zu nehmen, so ge 
schieht dies aus zweierlei Gründen. Erstlich mal, weil die Bau 
budenfrage eine Frage der Sozialhygiene im eminenten Sinne ist, 
mithin jeden überzeugten Anhänger der Naturheilmethode nicht blos 
interessiert, sondern direkt angeht. Zweitens, weil wir Anhänger 
der Naturheilmethode alle Bestrebungen zu unterstützen haben, 
welche geeignet sind, die Volksgesundheit zu heben. Und wer wollte 
behaupten, dass das Verlangen der Bauarbeiter nach zweckent 
sprechenden Baubuden nicht die Sicherung von Leben und Gesund 
heit bezweckt? 
Ausserdem leitet mich dabei auch noch der Gedanke, dass sich 
unter den Lesern dieser Zeitschrift wie überhaupt unter den An 
hängern der Naturheilmethode mancher befindet, der infolge seiner 
sozialen Stellung sehr wohl in der Lage ist, die Lösung der vor 
liegenden Frage fördern zu helfen, der dies aber bisher vielleicht 
ans Unkenntnis nicht gethan hat. 
Zur Sache. Als in Hamburg die Cholera-Epidemie erloschen 
war und die verschiedenen Berufsklassen die Opfer zählten, welche 
die tückische Seuche in ihren Reihen hinweggerafft hatte, da stellten 
die Steinsetzer fest, dass von ihren Gewerkschaftsmitgliedern fünf 
Prozent der Cholera erlegen waren. Wäre die Sterblichkeit in