Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

Divisionsreserve in der Frenzela-Schlucht 
10.6. Während das Gros des Regiments am 10. nachts ein Lager im Walde bei Fontana Tre 
Pali bezog, löste das II. Bataillon das III. der 12er-Schützen als Regimentsreserve ab. Der 
Aufstieg aus der Frenzela-Schlucht war nur durch Racheln möglich, deren es im künftigen 
Bereich der Edelweißdivision fünf gab. Sie deckten wohl gegen Sicht, nicht aber gegen die 
steil einfallenden Artilleriegeschosse und Minen, mit denen der Feind nicht sparte. Das am 
Vortage vorausgeschickte Übernahmskommando hatte einen Verwundeten, das Bataillon kam, 
wohl dank dem inzwischen eingetretenen und im übrigen höchst unangenehmen, andauernden 
Regenwetter mit einem Leichtverwundeten davon. Die Stellung der Reserve nächst den 
Racheln II und III bestand aus Gruben oder Steinriegeln mit darüber gelegten Decken oder 
Zeltblättern, bot den rückwärtigen Kompagnien wohl vollkommene Deckung gegen Sicht, den 
vorderen aber nur teilweise und gar nicht gegen seitwärts. Eine kleine Kaverne stand zur 
Verfügung, wurde aber auch für andere Zwecke in Anspruch genommen. So mutzten die Leute 
bei Tag unbeweglich in ihren dürftigen Deckungen liegen bleiben, während der Regen die 
Monturen allmählich gänzlich durchnäßte. Das Wetter setzte auch den übrigen Teilen des 
Regiments im wenig Schutz bietenden Lager sehr zu, was im Berein mit den anstrengenden 
nächtlichen Märschen den Gesundheitszustand sehr beeinträchtigte. 
II.6. Am 11. abends marschierten das I. und III. Bataillon bei weiterströmendem Regen in 
die Stellung. Ersteres bezog als Brigadereserve Stellung hinter dem II., letzteres und das 
vordere halbe Sturmbataillon kamen als Divisionsreserve in die Frenzela-Schlucht, bezeichnen¬ 
derweise „Totenschlucht" genannt. Sie ist eine im allgemeinen 10 m breite, von einem kleinen 
Bach durchzogene Geröllschlucht, deren etwa 20 bis 30 Grad geböschter Nordabfall aus Schutt 
besteht, der südwärtige aus fast senkrecht aussteigenden Sandsteinfelsen, die durch zahlreiche 
Racheln durchschnitten werden, welche die einzigen Aufstiegsmöglichkeiten gegen Süden bilden. 
Die in der Schlucht errichteten wenigen Bretterhütten kamen als Unterkunft für das 
Gros der Truppen nicht in Betracht. Der einzige Borkeil war, daß der Feind in die Schlucht 
nicht hineinsehen konnte, es sei denn mit Fliegern, vor denen man sich bei der völligen Kahl¬ 
heit der steilen Wände nicht verbergen konnte. Gegen Steilfeuer der Artillerie und besonders 
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