Volltext: Erstes Bändchen. Beiträge zur Landes- und Volkskunde des oberen Mühlviertels. (1. 1912)

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mehra Mal selm Kina vo umaziagadö Eltan kinans das schön Wort: „Dort is 
mei Dahoam" eahrn Lebta frei nöt oanmol ins Mal nehma. Kumedileut hamt ja 
koan Hoamat, koa bleibadö Stöll. Es siachts neamd gern kema, siachts neamd a 
schwar gehn. So Leut hamt dös mehramal viel Bittakeit und schwarö Enttäuschung 
hinta eahn, Kumma und a onsams Alta vorda eahn, Hunga und Neot nöt seltn 
mit eahn. Und legt si so wo a söttas still und oansarn in an landfremdn Eort 
zan Sterbn niada, mei, so is da Jamma nöt greoß. A valorns Platzl im Friedhof 
draußt gunnans eahn als letztö Ruahstatt. Endli a Hoamat! Da Grabhügl sinkt 
in a paar Jahrln ein, vom Gras übawuchat; 's Kreuz is rnoarb worn und hängt 
so trauri schiaf da. Da oauzigö Schmuck vo dera Grabstatt sand a ettligö, liabö 
Bleamln, dö frei da Herrgott selba dem arma, vagößna Kumediautnn afs Grab 
pflanzt hat. Weil holt er af gar neamd vagößn tuat, a nöt af d' Kumedileut. 
 
 
Niederkappel und die Franzosenkriege. 
(Von Johann Sigl, Pfarrer zu Niederkappel.) 
 
Wer weiß was aus der Franzosenzeit, 
Von lustigen Stücklein und ernstem Streit: 
Was alte Schriften uns geben kund 
Und was man gehört aus der Väter Mund? 
 
Die meisten Orte des Mühlviertels wissen etwas zu berichten aus der Fran¬ 
zosenzeit, und so auch unser abgelegenes Pfarrdorf; die ersten Kriegsschrecken ver¬ 
breiteten sich hier, als im Frühjahr 1809 die Diener der verschiedenen Grund- 
herrschaften, manche sogar von Bluthunden begleitet, wiederum ausgezogen ins 
„Buamfanga." Das war aber, nebenbei bemerkt, der allerverhaßteste Vorgang, der 
die Jünglinge zu allem eher, als zur Begeisterung fürs Vaterland heranzog. Viele 
bedrohte Burschen entflohen, da es keine Auslieferung gab, auf fremdes Gebiet, 
vor allem ins „Bistum," d. h. auf den Boden des ehemaligen Reichsfürstentumes 
Passau, das aber damals schon zum Königreiche Bayern gehörte, also, da der 
bayrische König zu Napoleon halten mußte, feindliches Land war. Andere Burschen 
setzten ihrer Gefangennehmung gewaltsamen Widerstand entgegen, so daß es oft 
blutige Kämpfe absetzte. Wer sich hatte erwischen lassen, wurde eingeliefert und 
entweder der Landwehr, die zur Verteidigung des vaterländischen Bodens bestimmt 
war, eingegliedert, oder (was meistens der Fall war) auf den Kriegsschauplatz 
geführt. Anfangs April 1809 war ein Teil des 2. Bataillons der aus 4 Bataillons 
bestehenden Landwehr des obersten Mühlviertels zu Niederkappel disloziert. Die 
Uniform der Landwehr bestand aus einem grauen Rock mit roten Aufschlägen und 
einem runden umgestülpten Hut mit Messingschild. Die vorherige Ausbildung war 
eine äußerst schleunige und daher mangelhafte; manchmal wurden, wie wenigstens 
von anderen Orten erzählt wird, die einzelnen nur gefragt, ob sie schon einmal 
geschossen hätten; antwortete einer mit „ja", so wurde er sofort ins Feld gestellt 
lautete die Antwort „nein", so mußte eilends das Schießen erlernt werden. Von 
Niederkappel zogen in den Krieg: der junge Arzt Anton Geißecker, Johann Hötzen- 
dorfer von der Oehn, Matthias Leitenbauer, der noch nicht ganz 17 Jahre alt 
war, von Oberbumberg, Andreas Decker von Leodobl und zwei Burschen aus 
Haar, deren Namen bisher noch unbekannt sind. Bald hörte man von den für 
die Oesterreicher unglücklichen Schlachten in Bayern, und die weitere Nachricht von 
dem Anrücken der Franzosen verbreitete Furcht und Schrecken. Der Hauptzug der
	        
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