Volltext: Die Dienstpflicht der Frau [17]

mächtig die Gemüter. Eine große Schwierigkeit liegt bei der 
Lösung dieser Frage darin, daß das schulpflichtige Alter im 
Allgemeinen ein zu früher Zeitpunkt ist, um einen Gewinn 
aus einem solchen Unterricht erhoffen zu lassen, daß anderseits 
in den Fahren der Reife — etwa zwischen dem achtzehnten bis 
zwanzigsten Lebensjahre — ebenso das Mädchen der unteren 
Volksschichten wie das des vermögenslosen Mittelstandes 
entweder in der Berufsausbildung oder im Berufe selbst steht 
und höchstens die für ihre Erholung dringend notwendigen 
Abende für den hauswirtschaftlichen wie für den Fortbildungs- 
unterricht frei hat. Hierzu tritt als neue Schwierigkeit die 
Erwägung, daß, soll das erwerbstätige Mädchen dem Manne 
gegenüber nicht allzusehr im Nachteile sein, es einer Berufs- 
fortbildung bedarf und wollte man beiden Forderungen Rech¬ 
nung tragen, man für die erwerbstätige weibliche Fugend 
zwei Jahre obligatorischen Fortbildungsunterrichtes verlangen 
müßte, was aber entschieden eine zu große Anforderung an die 
körperlich meist sehr gefährdeten Mädchen bedeuten würde. 
Alle diese Schwierigkeiten würde aber das weibliche Dienst- 
jahr beheben! Die hauswirtschaftliche Erziehung siele in ein 
Alter, in welchem das Verständnis für diese schon vorhanden 
ist und körperliche Übungen, Aufenthalt in freier Lust, gesund- 
heitsgemähe Lebensweise, eine kräftige, wenn auch einfache 
Ernährung, zweckmäßige Kleidung würden so manches unter¬ 
ernährte, bleichsüchtige Fabriksmädchen ganz bedeutend kräfti¬ 
gen, würden ihr die Anregung geben, auch ihr ferneres Leben — 
weit mehr als bisher — mit den Grundsätzen der Gesundheits¬ 
lehre in Einklang zu bringen. Bauernmädchen würden so manchen 
veralteten Schlendrian, so manche falsche Ansicht über Ernäh¬ 
rung, Körper- und Kinderpflege ausgeben lernen. Daß die 
Erziehung der Mädchen der höheren Stände lange Zeit die 
denkbar verkehrteste war, und auch heute, trotz mancher Ver¬ 
besserungen, noch sehr viele Wünsche unerfüllt läßt, ist ja eine 
bekannte Tatsache. Haben hier auch in den letzten Fahren die 
Grundsätze der Körperpflege, Turnen, Sport, Pfadfinder¬ 
wesen, Abhärtung, Sommer- und vielfach auch Winterauf¬ 
enthalte, zum Teil auch ein besseres Verständnis für eine ge- 
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