Volltext: Das Verhalten der Tschechen im Weltkrieg

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wonien, Bosnien und Hercegovi n «und Dalmatien indreibis 
vier Dezennien eine zweite Lombardei geschaffen, 
reif zum Absalle. 
(Hört! Hört!), denn die in Istrien, Görz, Gradiska und Triest lebenden 
Italiener zu verdrängen oder zu stawifieren, sei keine übermäßig schwere 
Aufgabe.') 
Inzwischen ward ein langsames 
Zurücktreten der Polen von dem Neoslawismus 
bemerkbar. Die russische Regierung war nämlich keineswegs gesonnen, eine 
Änderung der Polenpolitik eintreten zu lassen und damit verlor Dmowski den 
Boden, weshalb er sein Dumamandat niederlegte. Dazu kam die Annexion 
Bosniens und der Hercegovina wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Getreu den 
Grundsätzen des Neoslawismus hatten seine Bekenner gegen die Annexion Front 
zu machen. Für eine solche Haltung fehlte ihnen der Mut und daraus erklärte 
sich das etwas unsichere Verhalten des geehrten Kollegen Dr. Kramär in 
der Delegation vom Jahre 1908. Hierin liegt auch der Grund, warum die 
slawischen Parteien des österreichischen Abgeordnetenhauses der Perabschiedung 
der Annexionsvorlage Hindernisse bereiteten. Es klaffte ein großer Zwiespalt 
zwischen Süd- und Nordslawen, erstere hatten die Annexion begrüßt, 
letztere, insbesondere die Tschechen, dursten sie nicht anerkennen. 
Im Mai 1909 fanden die 
Vorberatungen des neoflawischen Exekutivkomitees in Petersburg 
statt. Hierbei zeigte es sich, in welche schiefe Stellung die Neoslawen des 
österreichischen Parlamentes geraten waren. Die serbischen Delegierten beantrag¬ 
ten eine Resolution, welche zwar abgelehnt wurde, aber das Exekutivkomitee 
verlangte von den slawischen Abgeordneten des österreichischen Parlamentes, daß 
sie für die weitestgehende autonome Verwaltung von Bosnien und der Her¬ 
cegovina einzutreten hätten. (Delegierter Dr. Kramar: Ist das ein Unglück? 
Sie find ja auch dafür!) Gewiß. Zugleich wurden die Delegierten aller steten 
slawischen Völker aufgefordert, ihre ganzen Kräfte zur Entwicklung der kul¬ 
turellen Beziehungen mit den Brüdern in Bosnien und in der Hercegovina 
aufzuwenden. 
Die Resolution ging darüber weit hinaus. Ich habe den Wortlaut hier. In 
diesem Dokumente, verehrter Herr Dr. Kramär, liegt ein Beweis für die 
politische Betätigung des Neoslawismus, dessen politische Ziele 
übrigens im Gegensatz zu Kramär von russischer Seite offen zugegeben werden. 
Professor Pago d in erklärte in einem Aufsatze der Zeitschrift „Vestnik Ew- 
ropy“ vom Jänner 1909 Uber die Ursachen und Ziele der neuesten slawischen 
Bewegung ousdrücklick (liest): 
„Der Neoslawismus ist schon durch seine bloße Existenz eine 
Bedrohung des österreichischen Deutschtums." 
Ja, noch mehr, derselbe Professor Pagodin, der im vorjährigen Sommer als 
Emissär der Panslawisten in Österreich agitatorisch tätig war, gestand unter an¬ 
derem im Moskauer „ferenetteimk" Nr. 25, vom 27. Iuni/10. Juli 1909 
offen ein, daß die russophilen Ruthenen Galiziens durch russi¬ 
sches Geld vollständig korrumpiert seien. (Hört! Hört!) 
*) Ganz das südslawische Programm des Absi. KoroZec vom Jahre 1917!
	        
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