15 wonien, Bosnien und Hercegovi n «und Dalmatien indreibis vier Dezennien eine zweite Lombardei geschaffen, reif zum Absalle. (Hört! Hört!), denn die in Istrien, Görz, Gradiska und Triest lebenden Italiener zu verdrängen oder zu stawifieren, sei keine übermäßig schwere Aufgabe.') Inzwischen ward ein langsames Zurücktreten der Polen von dem Neoslawismus bemerkbar. Die russische Regierung war nämlich keineswegs gesonnen, eine Änderung der Polenpolitik eintreten zu lassen und damit verlor Dmowski den Boden, weshalb er sein Dumamandat niederlegte. Dazu kam die Annexion Bosniens und der Hercegovina wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Getreu den Grundsätzen des Neoslawismus hatten seine Bekenner gegen die Annexion Front zu machen. Für eine solche Haltung fehlte ihnen der Mut und daraus erklärte sich das etwas unsichere Verhalten des geehrten Kollegen Dr. Kramär in der Delegation vom Jahre 1908. Hierin liegt auch der Grund, warum die slawischen Parteien des österreichischen Abgeordnetenhauses der Perabschiedung der Annexionsvorlage Hindernisse bereiteten. Es klaffte ein großer Zwiespalt zwischen Süd- und Nordslawen, erstere hatten die Annexion begrüßt, letztere, insbesondere die Tschechen, dursten sie nicht anerkennen. Im Mai 1909 fanden die Vorberatungen des neoflawischen Exekutivkomitees in Petersburg statt. Hierbei zeigte es sich, in welche schiefe Stellung die Neoslawen des österreichischen Parlamentes geraten waren. Die serbischen Delegierten beantrag¬ ten eine Resolution, welche zwar abgelehnt wurde, aber das Exekutivkomitee verlangte von den slawischen Abgeordneten des österreichischen Parlamentes, daß sie für die weitestgehende autonome Verwaltung von Bosnien und der Her¬ cegovina einzutreten hätten. (Delegierter Dr. Kramar: Ist das ein Unglück? Sie find ja auch dafür!) Gewiß. Zugleich wurden die Delegierten aller steten slawischen Völker aufgefordert, ihre ganzen Kräfte zur Entwicklung der kul¬ turellen Beziehungen mit den Brüdern in Bosnien und in der Hercegovina aufzuwenden. Die Resolution ging darüber weit hinaus. Ich habe den Wortlaut hier. In diesem Dokumente, verehrter Herr Dr. Kramär, liegt ein Beweis für die politische Betätigung des Neoslawismus, dessen politische Ziele übrigens im Gegensatz zu Kramär von russischer Seite offen zugegeben werden. Professor Pago d in erklärte in einem Aufsatze der Zeitschrift „Vestnik Ew- ropy“ vom Jänner 1909 Uber die Ursachen und Ziele der neuesten slawischen Bewegung ousdrücklick (liest): „Der Neoslawismus ist schon durch seine bloße Existenz eine Bedrohung des österreichischen Deutschtums." Ja, noch mehr, derselbe Professor Pagodin, der im vorjährigen Sommer als Emissär der Panslawisten in Österreich agitatorisch tätig war, gestand unter an¬ derem im Moskauer „ferenetteimk" Nr. 25, vom 27. Iuni/10. Juli 1909 offen ein, daß die russophilen Ruthenen Galiziens durch russi¬ sches Geld vollständig korrumpiert seien. (Hört! Hört!) *) Ganz das südslawische Programm des Absi. KoroZec vom Jahre 1917!