Volltext: Die Lebensbeschreibung Severins als kulturgeschichtliche Quelle (2 ; 1903)

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um den Ursprung einer berühmten germanischen Sage aufzuhellen, ich 
meine die Sage von Wieland dem Schmiede. 
Die Wieland- Das 8. Kapitel erzählt von einigen barbarischen, d. h. germanischen 
sa & e * Goldschmieden, welche die Rugierfürstin Giso in strengem Gewahrsam 
hielt, damit sie ihr einen königlichen Schmuck anfertigen sollten. Zu 
ihnen kam in kindlicher Neugierde der noch sehr kleine Königssohn 
Namens Friderich. Da setzten die Goldschmiede dem Knaben ein 
Schwert auf die Brust und riefen, wenn jemand es wage, bei ihnen 
einzutreten, ohne ihnen durch einen Eid Sicherheit zu bieten, so würden 
sie zuerst den kleinen Königssohn durchbohren und dann sich selber 
ermorden, weil sie, zum Tode erschöpft durch die lange Gefangenschaft, 
nichts mehr zu hoffen hätten 1 ). 
Es sind also zwei wesentliche Züge der Wielandsage, die sich in 
unserem Kapitel vorfinden: i. Ein König (hier eine Königin) hält einen 
kunstreichen Schmied (hier Schmiede) in Gewahrsam, damit sie Kost 
bares schmieden 2 ). 2. Aus Rache wollen die Schmiede den Königssohn 
töten (in der Wielandsage tötet der Schmied wirklich die Söhne des 
Königs). 
Die übrigen gleichfalls wesentlichen Züge der Wielandsage (der ge 
fangene Schmied bezwingt die Königstochter und zeugt einen Sohn mit 
ihr, dann schmiedet er sich Flügel und fliegt davon) kehren nicht wieder 3 ). 
Wolfgang Golther, die Wielandsage und die Wanderung der fränki 
schen Heldensage (Germania 33, 449—480), nahm als feststehend den 
deutschen Ursprung der Sage (d. h. bei einem der deutschen Stämme 
J | Cap." 8 V 3qnosdam enirn. aurifices barbaros pro fabricandis regalibus ornamentis clauserat 
arta custodia Ad los filins memorati regis admodum parvulus, nomine Fredericus, eodem 
die piierill motu eondtns introivit. Tune aurifices infantis pectori gladium posuere dicentes, 
quod, si qpris ad cos ahsque mramenti praesidio ingredi conaretur, parvulum regium primitus 
tnmsfigenteB semet ipso® postea truddarent, quippe cum sibi nullam spem promitterent, macerati 
diiiliiT'iiis eegasiitlfa fp. 19, 23). Adolf Holtzmann, Germanische Altertümer 1873 S. 146 gibt 
falsch an: vite Severini ou>. 3. 
s ) .Daß die aurifices barbari der Giso ein gleiches Los zu erdulden hatten wie einst im 
graues Altertum Badahs, ist auch Julius Jung, Römer und Romanen in den Donaulanden 
2. Aull. 1887 S. 249 aiifgefallen. Und Elemente der Sage des Dädalus findet anderseits 
Golftier in der Widandsage wieder, 
®) Rieger (Germania, Vierteljahrschrllf für deutsche Altertumskunde III 174) und K. Meyer 
{Germania, XIV 285,—287) urteilten,, die Sage von den Schwanmädchen habe mit der eigentlichen 
Wielandsage keine Berihning. Ihnen, schloß sich W. Golther, Die Wielandsage (Germania 
33, 450) an, indem er die oben, .mitgeteilten Züge als die wesentlichen der Sage herausschälte.
	        
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