Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

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Pläne der Gegner bis zum Beginn des Angriffs auf Verdun. 
Januar/ Offensive in Frankreich die deutschen Linien durchbrechen und „durch stra- 
Februar. Ausnutzung einen vollen Sieg bringen würde, von dem man 
annehmen könne, daß er den Rückzug der feindlichen Kräfte nach 
sich ziehe"'). 
Vom Feinde nahm die französische Fuhrung an, daß er versuchen 
würde, dem gemeinschaftlichen konzentrischen Angriff der Verbündeten 
dadurch zuvorzukommen, daß er ein einzelnes Glied der Koalition mit aller 
Kraft anfiel. Am wenigsten fürchtete man einen Angriff auf Italien, es 
sei denn, daß dort sehr erhebliche Teile des deutschen Heeres eingesetzt 
würden. Auch auf dem Balkan war man vor entscheidenden Erfolgen 
der Mittelmächte nicht in Sorge. Am gefährlichsten erschien eine Offensive 
gegen Rußland. Man berechnete, daß die Deutschen dorthin bis zum 
Mai 24Westdivisionen überführen könnten. Richtete sich ihr Stoß gegen 
Petersburg, so galt der Anschluß Schwedens an die Mittelmächte als mög- 
lich. Aber die Gegnerschaft von 200 000 ungenügend gerüsteten Schweden 
wurde für weniger bedenklich angesehen als der Kräftezuwachs von fast einer 
halben Million Rumänen, auf den die Gegner bei einem Stoß der Deut- 
schen, Vulgaren und Türken in die wirtschaftlich überaus wertvollen Gebiete 
Südmßlands hoffen konnten. Mochte das Ziel einer Offensive auf dem öst- 
lichen Kriegsschauplatze sein, welches es wollte, es blieb in jedem Falle für 
die übrigen verbündeten Mächte ein unbefriedigendes Gefühl, dem gefähr- 
deten Freunde nur mittelbar, durch gleichzeitiges Losschlagen an ihren 
eigenen Fronten helfen zu können. 
Willkommener schien eine Offensive der Deutschen in Frankreich 
oder Belgien. Man schätzte, daß sie an der gewählten Cinbruchsstelle 
einschließlich der Stellungstruppen etwa 40 Divisionen zum Einsatz bringen 
würden. Demgegenüber verfügten die Verbündeten über 37 französische und 
13 englische Divisionen in Reserve. Sie erwarteten mit Bestimmtheit, daß 
Abwehr mit schwachen Kräften und machtvoller Gegenstoß zu einem großen 
Erfolg führen würden. 
Am 8. Februar wurde diese Denkschrift dem Ober st en Rat 
der Landesverteidigung unterbreitet und fand dessen Zustim¬ 
mung. Die Hauptentscheidung sollte mit dem Höchstmaß der Kräfte auf den 
Hauptfronten gesucht werden, wenn irgend möglich nicht vor dem 1. Juli, 
um Rußland Zeit zum Mithandeln zu lassen. Wenn vorher einer der Ver- 
bündeten angegriffen würde, seien die übrigen verpflichtet, auf ihren eigenen 
Fronten zu einer gemeinschaftlichen Offensive zu schreiten. Forderten die 
Verhältnisse auf dem Balkan größere kriegerische Tätigkeit, so sollten Eng- 
i) Franz. amtl. Werk, a. a. €>., S. 33.
	        
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