Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

Beginn der Somme-Offensive. 
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Noch vor Eintreffen dieses Schreibens hatte General Ioffre an General 
Haig die Mitteilung gesandt, daß er den Beginn des Angriffs auf den 25., 
der Artillerievorbereitung auf den 20.Juni vorzuverlegen wünsche, denn in 
Paris drohe eine politische Krise. Frankreichs Zuversicht war ins Wanken 
geraten. Noch wurde das Heer davon nicht berührt, denn die täglichen 
Kämpfe, der Selbsterhaltungstrieb stählten die Widerstandskraft immer 
von neuem. Aber die Heimat verglich die eigene Not mit der Untätigkeit der 
Bundesgenossen. Zu lange schon schien Frankreich die Last des Kampfes 
allein zu tragen. In der Presse machte sich Unzufriedenheit Lust und trug 
den Keim des Mißtrauens in weite Volkskreife. Die Parteien übten im 
Parlament an der Heerführung eine Kritik, die Gefahren auch für den inneren 
Halt der Armee in sich barg. General Ioffre mußte mit Nachdruck darauf 
hinweisen, daß völlige Einigkeit des Landes die Vorbedingung für das 
Durchhalten des Heeres sei. 
Das Verlangen nach Vorverlegung der Offensive kam dem englischen 
Oberbefehlshaber wenig gelegen. Inzwischen aber besserte sich die Lage vor 
Verdun, was ebenso wie die Fortschritte der seit dem 4. Juni begonnenen 
Vrussilow-Offensive die Stimmung in Paris wieder hob. Am 16. Juni 
abends erbat ein Fernspruch aus dem französischen Hauptquartier den Be- 
ginn des Angriffs für den 29. Juni oder I. Juli. General Haig war mit dem Ende Juni. 
29. Juni einverstanden, wehrte sich aber gegen jeden weiteren Aufschub über 
diesen nunmehr festgesetzten Tag hinaus, da die Versammlung großer 
Angriffsmassen dem Feinde nicht lange verborgen bleiben könne. Am 
17. Juni erschien indes General Ioffre persönlich im englischen Haupt- 
quartier Montreuil mit dem Ansinnen, nun doch erst am I. Juli anzugreifen. 
General Haig widersprach und erreichte die Beibehaltung des 29. Juni, doch 
erhielten die Generale Foch und Rawlinson die Ermächtigung, das Vor- 
gehen von einem Tag zum anderen zu verschieben, wenn das Wetter 
ungünstig sei. 
Der am 23. Juni einsetzende neue starke deutsche Angriff vor Verdun 
veranlaßte einen nochmaligen Alarmruf des Generals Petain'), der aber 
ohne Folgen blieb. Am 24. Juni begann die Feuervorbereitung an der 
Somme-Front. 
Die Initiative der Mittelmächte und deren Erfolge sowie die Ver- 
schiedenartigkeit der Interessen der Verbündeten hatten zeitweilig die Inne- 
Haltung der Vereinbarungen von Ehantilly in Frage gestellt. Der Zähigkeit 
der französischen Abwehr vor Verdun und der Willensstärke des Generals 
Ioffre war es zu danken, daß trotzdem der gemeinschaftliche Angriffsplan, 
allerdings in Einzelheiten abgeschwächt, nunmehr zur Ausführung gelangte. 
') S. 185 ff. ~~ 
Weltlrteg, X. Band, oo
	        
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